Wenn der Vorzeige-Intellektuelle der deutschen Indieszene auf einen der radikalsten Theatermacher Deutschlands trifft, sind tiefgehende Gespräche über Kunst und Kultur nicht fern. Umso faszinierender und sympathisch, dass die beiden Herren dabei keineswegs überheblich rüberkommen. Sie wollen weder vorschreiben noch einschränken. Die Freiheit liegt beim Hörer oder Zuschauer, nur so könne Kunst entstehen – im zwischenmenschlichen Raum. Doch nicht nur in diesem Punkt sind sie sich einig.
Dirk von Lowtzow und René Pollesch durchforsten die Musik-, Theater- und Kneipenszene und merken schnell, dass sie noch mehr Gemeinsamkeiten haben als ihre Auffassung von Kunst. Ihr frühes zu Bett gehen zum Beispiel oder die ausgeprägte Rauchlust. Da wird sich gleich eine angesteckt, sobald sie aus dem Auto steigen.
Bevor sie der Theaterszene einen Besuch abstatten, lädt Von Lowtzow in sein geliebtes Studio Chez Cherie. In dieser unkonventionell gemütlichen Umgebung haben Tocotronic ihre letzten beiden Alben aufgenommen. Dicht beieinander stehend ‘wie beim imaginären Lagerfeuer’.
Von der Wohnzimmeratmosphäre geht es zur Vorführung von Polleschs Stück ‘Diktatorengatinnen I’ an der Volksbühne. Plötzlich springt Sophie Rois ins Bild, wenn sie ihrem Regisseur zwischen den Verbeugungen in die Arme fällt. ‘Rein zufällig’ treffen René Pollesch und Dirk von Lowtzow am Kantinenausgang auf die junge Autorin Helene Hegemann. Und plötzlich sind sie nicht mehr in der Hauptstadt, sondern im schönen Wuppertal.
Wer sich vergewissern möchte, in welcher Stadt nun eigentlich die schummrige Kneipe liegt, in der sich der Ausklang der gemeinsamen Nacht in tiefen Gesprächen wiegt, sollte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 1:30 Uhr Arte einschalten. Wer nicht zu den Nachtaktiven gehört, kann sich die Folge eine Woche lang in der Arte-Mediathek ansehen. Um auf den Geschmack zu kommen, hier ein paar Appetithäppchen.