Der Abend des 06. Novembers 2005, im gut gefüllten Palladium wird von Amina eröffnet. Das isländische Streichquartett ist auch später noch gemeinsam mit Sigur Ros auf der Bühne zu sehen. Vorerst präsentieren sie jedoch ihre eigenen Kompositionen. Neben den Streichinstrumenten kommen verschiedene Tasten- und Schlaginstrumenten sowie ein Laptop zum Einsatz. Die atmosphärischen Songs klingen abwechslungsreich, und machen besonders durch den Einsatz von ungewöhnlichen Instrumenten, wie einer Wasserglas-Orgel oder einer Säge, auf sich aufmerksam. Unter Beifall des Publikums beenden Amina ihr Set, und ein weiß-transparenter Vorhang schiebt sich vor die Bühne.
Wenig später ertönt “Takk”, das Intro des gleichnamigen Albums, und Sigur Ros betreten die Bühne. Der Opener “Glósóli” kommt mit laut-stampfendem Beat daher und klingt wie eine Explosion des Glücks, dessen Einzelteile sich auf den gesamten Abend verteilen. Bei den ersten Tönen, vom folgenden “Ný Batterí” öffnet sich die Pforte und die Isländer offenbaren sich ihrem Publikum. Ihr Set umfasst, neben wenigen Klassikern, nahezu alle Songs ihres aktuellen Albums “Takk” – einzig “Milano” wird ausgelassen.
Die Vielfalt an Instrumenten, und der Wechsel dieser – auch inmitten verschiedener Songs – erzeugen einen nahezu perfekt klingenden Sound. “Saeglópur” wirkt wie ein erfrischender Sturm, der sich in einem warmen Gewitter entlädt, um danach langsam auszuklingen. “Vidrar Vel Til Loftárasa” schafft es völlige Stille in das Palladium einkehren zu lassen, und entwickelt sich danach zu einem Hochgesang, an den “Svo Hljótt” nahtlos anknüpft.
Vorgetragen mit drei Orgeln und Xylophon verringert “Heysátan”, als letzter Song des regulären Sets, ein wenig das Tempo. Doch schon in der anschließenden Zugabe steigert sich “Popplagid (Unnamed 08)” in ein finales, krachendes Inferno.
Dass Klassiker wie “Hafssól” oder “Svefn-g-englar” heute keinen Platz fanden, tut der Begeisterung keinen Abbruch. Als Sigur Ros die Bühne des Palladiums zum zweiten Mal verlassen, will der enthusiastische Beifall des sichtlich beeindruckten Publikums kein Ende finden. Noch einmal kehrt die Band samt Streichquartett zurück, um die Ovationen zu genießen, und sich klatschender Weise beim Auditorium zu bedanken. Bis auf ein zaghaftes “Takk” von Sänger Jón Thór bedarf es keinerlei Worte, um zu spüren, dass sowohl die Akteure, als auch die Zuhörer glücklich und zufrieden mit diesem Abend sind.
Auf dem Rückweg herrscht Sprachlosigkeit. Es fallen nur wenige Worte, die versuchen das soeben Erlebte beim Namen zu nennen. Mit Adjektiven, wie ‘großartig’, ‘grandios’ oder ‘unglaublich’ versucht man sich anzunähern. Und selbst das häufig so übertrieben-klingende ‘göttlich’ scheint in dieser Reihe nicht völlig fehl am Platz zu sein.