Sex, Kirchenchor, Shooting Range, knutschende Teenies, Rednecks beim Wrestling – es ist ein Panorama der kulturellen Gegensätze der USA, das Microwave im Video zu “Vomit” aufspannen. Dazu gibt es zunächst warm perlende Indie-Gitarren und den sehnsüchtigen Gesang von Nathan Hardy zu hören, bevor der Song nach der Hälfte in wüstes Posthardcore-Gebrüll zu hymnisch stürmenden Gitarren kippt.
Auch sonst pendeln Microwave auf ihrem am 30. September erscheinenden Album “Much Love” zwischen wonnigem 90er-Emo und feinfühligem Indierock, in den aber immer wieder Grunge und Posthardcore kleine Spitzen einflechten. Fans von Bands wie Dikembe oder Balance And Composure dürften mit diesem Sound gleichermaßen glücklich werden.
Während der Sound das Leben sonnig-sehnsuchtsvoll zu feiern scheint, steckt inhaltlich mehr Melancholie und Nachdenklichkeit in “Much Love”. “Die Platte handelt davon, das zu hinterfragen, mit dem man aufgewachsen ist”, erklärt Sänger und Gitarrist Nathan Hardy. “Ich bin strikt religiös aufgewachsen und entdeckte eines Tages, dass ich mich nicht mehr damit identifizieren kann. Ich erkannte, dass alles, was mir durch sechs Kirchenbesuche pro Woche und den Konsum von Disney-Filmen beigebracht wurde, die Idee der ‘Glücklich bis an ihr Lebensende’-Romanze, eben keine universellen Wahrheiten sind. Ich habe festgestellt, dass es eben keinen klar definierten Sinn des Lebens gibt und dass ich eine neue Grundlage für mein Leben schaffen musste.”
Damit klingt die neue Platte der 2012 in Atlanta, Georgia gegründeten Band schwerer als der Vorgänger “Stovall” von 2014 – aber doch immer ein wenig optimistisch.