“Wie vermarkte ich mich selbst?”, “Hits & Tricks”, “Der Rechner, unser Freund” oder “Willkommen im Haifischbecken” heißen einige der Workshops, die im August und September am Popinstitut in Hannover angeboten werden. Die niemals länger als fünf Tage dauernden Kurse machen die Teilnehmer fit in ton- und produktionstechnischen Grundlagen, Marketingweisheiten der Musikindustrie oder dem “sicheren” Weg zum handwerklich einwandfreien Hit. Die Betonung liegt auf Handwerk, denn was hier u.a. Musiker von Fury In The Slaughterhouse, Wir sind Helden, Guano Apes oder Doldinger’s Passport sowie Produzenten, Studiomusiker, Arrangeure und Business-Kenner als Dozenten lehren, führt eher zu radiotauglichem Edel-Pop mit professioneller Rundung als zu schroffer oder formsprengender Musik mit Ecken und Kanten.
Einen Einblick in die Arbeit des Instituts bietet der “Popinstitut Sampler 2005”: “Volume One” in einer Reihe jährlich erscheinender Compilations. Instrumentiert von Dozenten des Instituts, wurden die neun Songs allesamt von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Seminare geschrieben und eingesungen. Wir hören tight groovenden, angejazzten Pop, breitwandigen College Rock, Souliges und Tanzbares und bekommen einen Eindruck davon, welche Bands das organisierte, professionelle Erlernen von Pop hätte hervorbringen können, wären sie nicht von selbst entstanden. So erinnern die Kompositionen durchaus an Künstler wie die Cultured Pearls, Xavier Naidoo, Dorfdisko, Maroon 5 oder den musikalischen HipHop aus dem Four Music/Fanta4-Umfeld (Max Herre, Clueso, Jazzkantine). Und auch wenn “Wake Up The Dead Man” auf der Compilation an eine sehr glatte Version der Foo Fighters erinnert, bewegt man sich hier ästhetisch in einer Welt, in der man handwerklich auf hohem Niveau ist, den Charme einer rumpeligen Indie-Rock-Nummer oder eines giftigen Noise-Brockens aber sicher nicht so recht nachvollziehen kann. Wobei man umgekehrt manchen Bands, die Unfähigkeit als Indie-Glaubwürdigkeits-Bonus tarnen, eine gute Portion des hier angesetzten Anspruchs an Handwerk und auf den Punkt kommendem Songwriting wünschen würde.
Fazit: Getreu nach dem Motto, dass man auch die Formen am besten wieder sprengen kann, die man wirklich kennen und beherrschen gelernt hat, sind die Workshops auch deshalb interessant, weil man für die Teilnahme kein ganzes Studium schultern muss, sondern in den regulären Semesterferien im März bzw. August/September reinschnuppern kann. Ob man nach dem Erlernten dann eher Stevie Wonder oder Steve Albini wird, bleibt einem ja selbst überlassen.