Fat White Family rechnen auf ihrer neuesten Single “Religion For One” ab; mit allzu ehrgeizigen Menschen, Korruption – und kommerzieller Kunst. Ihre Kritik lässt die Londoner Post-Punk-Band um Lias Saoudi auch im dazugehörigen Video anklingen und geizt wie üblich nicht mit Körperflüssigkeiten aller Art. Mittel der Wahl: das Blut eines ermordeten Künstlers, das zu Klavierklängen und melancholischem Chorgesang auf die Leinwand gespritzt wird und den beklemmenden Tenor des Songs unterstreicht. Klagegesang nach Post-Punk-Manier mit Streichern im Hintergrund.
Dazu erkärte Frontmann Lias Saoudi: “Der elende Narzissmus ist zu unserem einzigen Verhaltenskodex geworden. Alles ist dünn-verschleierter Eigennutz. Die postmoderne Post-Social-Media-Ära stellt einen vollständigen Tod der Äußerlichkeit dar. Wir werden von der unendlichen Gegenwart erdrückt. Wir haben die Kunst gegen die Geschichte der Kunst eingetauscht. Das Spiel ist vorbei. Die Party ist vorbei… No Surrender!”
Angelehnt an die Hochzeit des Stummfilms und die expressionistische Kunstbewegung in den 20ern, präsentiert sich das Video in einer düsteren Schwarz-Weiß-Ästhetik. Entstanden ist der Clip unter der Regie von Michael William West, der sich mit der Videospielreihe “The Dream Machine” einen Namen gemacht hat, in Paris.
Mit “Serfs Up” hatten die Briten 2019 ihr bisher letztes Album veröffentlicht, daneben erschien mit “Ten Thousand Apologies: Fat White Family And the Miracle of Failure” eine Bandbiografie. Ob “Religion For One” ein möglicher Vorbote auf eine neue Platte ist, ist bisher nicht bekannt.