Vergangenen Freitag lieferten Idles einen triumphalen Auftritt beim diesjährigen Glastonbury ab. Einen Tag später traten Fat White Family dort ebenfalls mit einer ekstatischen Show auf und teilten gegen Idles, besonders deren Frontmann Joe Talbot aus. Vor ihrem Song “I Am Mark E Smith” aus dem Jahr 2014 kündigte Frontmann Lias Saoudi trocken an: “Dies ist ein Song über meinen feministischen Eifer – er heißt ‘I am Joe Talbot'”. Später quittierte er die Sprechchöre beim Idles-Set mit den Worten: “God save the King! Fuck off”.
Saoudi macht sich also vermutlich darüber lustig, dass Talbot feministische und politische Ideale offensiv nach außen trägt und diese auf Konzerten zum Thema macht. In dem Song von Fat White Family, der nach dem Seitenhieb kam, heißt es passend: “You spend fingering your ideals/ Baby all I ever found is the sweet spot”.
Beim vorangegangen Idles-Set skandierte Talbot nämlich “Fuck the King!” aus dem Song “Gift Horse”. Außerdem nahm die Band mit ihrem Set an einer von Banksy organisierten Protest-Performance teil – angeblich unwissentlich. Zur Pro-Immigrations-Hymne “Danny Nedelko” von “Joy As An Act Of Resistance” (2018) wurde im Publikum ein aufblasbares Boot mit als Migranten verkleideten Puppen “zu Wasser gelassen”. Die Fans dachten zunächst, dass die Band selbst hinter dieser Aktion steckte.
Es ist nicht das erste Mal, dass Fat White Family und Idles aneinandergeraten. Im April warf der Fat-White-Family-Frontmann den Idles vor, sich mit geheuchelter politischer Korrektheit zu profilieren. In einem Gespräch mit The Independent sagte Saoudi: “Ich habe nichts dagegen, wenn Bands stumpf sind, aber wenn man sich mit diesem ‘Woke’-Motto aufspielt, finde ich das ein Widerspruch zu dem, was Rock’n’Roll wirklich ist, nämlich etwas Verkommenes. Das ist ein Land der Freaks. Das hat hier nichts zu suchen.”
Außerdem stellten sie sich auch auf die Seite der Sleaford Mods. Dessen Frontmann Jason Williamson warf den Idles 2019 vor, sich die Stimme der Arbeiterklasse anzueignen und sagte, ihre Sichtweise auf die Politik sei “klischeehaft, herablassend, beleidigend und mittelmäßig”. Saoudi unterstützte Williamson mit den Worten: “Das Letzte, was unsere zunehmend puritanische Kultur jetzt braucht, ist ein Haufen selbstkastrierter Mittelklasse-Titten, die uns sagen, wir sollen nett zu Einwanderern sein; ihr nennt das vielleicht Kunst, ich nenne es sentimentale Pedanterie.” Saoudi hat algerische Wurzeln und wuchs in Schottland, Nordirland und Irland auf, bevor er nach London zog.