“Bevor wir Amman verließen, hielten wir an einem Büdchen, das sich von den Kölner Büdchen eigentlich in nichts unterschied außer dem wesentlich besseren Angebot an Dosenbier. Wir nahmen jeder zwei eiskalte Becks. Hei, wie das erfrischte! Herr Nouri gehörte zur hiesigen christlichen Minderheit, er durfte das.”
(aus: “Disco Ramallah”)
Sinngemäß kam bereits Max Goldt zu der Erkenntnis, dass Menschen auch in Extrem-Situationen nicht das Interesse am Alltäglichen, am “Normalen” verlieren. In seinem zweiten Buch “Disco Ramallah und andere merkwürdige Orte zum Plattenauflegen” scheint es fast so, als wolle Hans Nieswandt diese These untermauern. Die Reisen, die den weltweit anerkannten DJ und respektierten Popjournalisten im Dienste der Musik-Kultur um die Welt führen, brachten den Künstler nicht nur in international angesagte Clubs und Locations, sondern immer öfter auch an ungewöhnliche Orte. Dabei mag der Ausdruck “Hot Spot” im Westjordanland sicher eine andere Bedeutung zukommen als in New York oder Ibiza. Doch gerade Orte wie Bethlehem, Jerusalem, Beirut oder auch die Ukraine und Weißrußland wissen eben viel zu erzählen, und durch die Einblicke, die Nieswandt in das dortige Leben erhält, bietet sich dem Leser eine Welt abseits der medialen Berichterstattung. Dennoch ist es auch der Ernst der Lage allgegenwärtig, auch in der Metaphorik, dass der Musiker die ihn durch das Heilige Land begleitende DJ-Ausrüstung, aufgrund ihrer Ausmaße und Verpackung als “Sarg” bezeichnet.
Geleitet von den Worten Mark Twains, sind es neben den abenteuerlichen Reisen auch naheliegende Orte wie Köln, Salzburg oder Amsterdam, die mit kleinen obskuren und witzigen Geschichten vom nicht immer glamourösen Alltag des DJs erzählen, sei es beim Auflegen auf Hochzeiten, Medienevents oder beim Karneval.
Wir verlosen “Disco Ramallah” in der Verlosungsrubrik.