Der Kölner Club war erstaunlich gut gefüllt für einen verregneten Dienstagabend, und an der vorher spielenden Band Revocar, die einen wenig originellen Abklatsch der Smashing Pumpkins präsentierten, kann das wohl kaum gelegen haben. Dann schon eher daran, dass sich manche Leute noch daran erinnert haben, wie Sternzeit vor gut sieben Jahren auf der Tour von Motorpsycho souverän das Vorprogramm bestritten haben.
Moment mal, vor sieben Jahren? Warum kennt man die denn dann nicht, wenn sie doch so toll sind. Nun, Sternzeit machen gerade das, was viele Brüder und Schwestern von gestern gerne versuchen: ein Comeback. Das Gute ist, dass sie nie ganz oben waren oder überhaupt etwas erreicht hätten, an dem sie sich heute messen lassen müssen. Obwohl das auch nicht ganz richtig ist, verkaufte sich doch die 8-Song-Eigenproduktion “Zebra” 1986 sehr beachtliche 2000 mal. Jedenfalls ging man damals situationsbedingt getrennter Wege. Oliver Polak (Schlagzeug, Gesang) verschlug es zum Studium nach London, der in Sevilla geborene Bassist Narciso Merchan zog beruflich nach Spanien, die hoffnungsvolle Band war damit erst mal Geschichte. Im Sommer letzten Jahres trafen die beiden dann aber in der norddeutschen Kleinstadt Papenburg wieder mit Ingo Klettke (Gitarre, Gesang) zusammen und beschlossen, es noch einmal zu versuchen.
Oliver Polak, Schlagzeuger, Sänger und trotz seiner auf der Bühne in den Hintergrund gedrängten Position der eigentliche Frontmann der Band, verdient mittlerweile seine Brötchen beim Fernsehen. Neben verschiedenen Moderationsjobs und Nebenrollen in TV-Trash wie “Die Wache”, “Bernds Hexe” oder “Crazy Race” kann er sich immerhin rühmen, bei einem Auftritt in der “Lindenstraße” ein überdimensionales Portrait von Mutter Beimer aufs Pflaster gemalt zu haben. Doch das bedeutet ihm alles nichts, wirklich stolz ist er nur auf seine Musik. Und im Gegensatz zu Quasi-Namensvetter Oli P., ebenfalls ein musizierender RTL-Serien-Darsteller, kann er das auch sein.
Sternzeit ist eine Band, die sich hörbar nicht limitieren will und mit einer großen Portion naiver Spontaneität an die Sache heran geht. Diese Jungs schielen nicht nach Trends und scheißen auch auf ein cooles Image. Sie alle verehren ihre ehemaligen Tourgefährten Motorpsycho, und den ungezwungenen Spirit der Norweger bringen auch Sternzeit live rüber. Da wird gerne mal auf das gängige Songformat gepfiffen und statt dessen einfach auf einem Akkord gerockt, was die Inspiration hergibt. Am Gesang, den sich die drei Musiker aufteilen, scheiden sich die Geister, hier ist definitiv noch Verbesserungsbedarf. Doch wenn sie einfach nur locker und ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen, wissen sie auf ganzer Linie zu überzeugen. Dann kommen Indie-Fans wie Rockfreunde gleichermaßen auf ihre Kosten, der treibende Beat erinnert ein wenig an Slut, mancher Song könnte auch von Dinosaur Jr. stammen und den Geist des ‘anything goes’ teilen sie wie erwähnt mit Motorpsycho & Co.
Wer es nicht zur VISIONS Party nach Berlin schafft, jetzt aber mit Recht neugierig geworden ist, dem bleiben zwei Möglichkeiten zur Soforthilfe: entweder der Besuch der stetig wachsenden Homepage www.sternzeit-music.de, oder aber ein Abstecher auf unsere Verlosungssektion. Hier gibt es fünfmal die edel aufgemachte 5-Track-EP “Its A Monster”, die die Band Ende 2002 in den The-Void-Studios in Eindhoven mit dem Produzenten Pedah Kloos (Motorpsycho, Peter Pan Speedrock, Loose u.v.m.) aufgenommen hat. Die erste Einsendung wird darüber hinaus mit einem schicken Sweatshirt der Band belohnt.