In Steubenville/Ohio haben vergangenen August zwei minderjährige Football-Spieler, zu dem Zeitpunkt beide 16 Jahre alt, ein gleichaltriges, betrunkenes Mädchen vergewaltigt. Andere anwesende Jugendliche haben die Tat beobachtet und mit ihren Handys fotografiert, die Bilder danach in sozialen Netzwerken geteilt. Kurze Zeit später tauchten weitere Videos von Jugendlichen auf, die sich über das Opfer und die Tat lustig machen.
Am Montag sind die beiden Highschool-Schüler zu einer Haftstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden, es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sie bis zu ihrem 21. Geburtstag inhaftiert bleiben. Nun werden Stimmen laut, die meinen, die Strafe wäre zu milde ausgefallen und es sollte das Strafmaß für Erwachsene angelegt werden. Andere sehen auch die beiden Täter als Opfer.
Henry Rollins hat jetzt über seine Webseite eine längere Stellungnahme verfasst, in der er die beiden ganz klar als Täter bezeichnet, aber in Frage stellt, inwiefern eine Haftstrafe die beiden läutern kann. “Was exakt lernt man denn im Gefängnis? Erscheint einem der Übergriff auf Frauen nach fünf Jahren Haft denn schlimmer, als nach einem? Würde es einem mehr Leid tun? Oder würde man sich nur selbst mehr Leid tun?”, so Rollins.
Seiner Meinung nach ist es ein Versagen des Systems auf ganzer Linie. Eltern, Lehrer, Trainer und Mitschüler sind alle gleichermaßen zur Rechenschaft zu ziehen. Allerdings geht es ihm weniger um Schuldzuweisungen, als darum auf die Komplexität des Themas hinzuweisen, den Dialog zu fördern, um solche Übergriffe in Zukunft zu verhindern. Empörung sei nicht ausreichend, um der Problematik beizukommen.
Teil des Problems ist laut Rollins die nach wie vor herrschende Kluft zwischen den Geschlechtern, komplette Gleichberechtigung ein Schritt zur Lösung. Rollins meint dazu: “Es ist zwar sehr offensichtlich, aber ich denke es führt zu einem besseren Umgang in der Zukunft.” Weiterhin fordert er, dass Geschlechter- beziehungsweise Frauenforschung in den Lehrplan von Highschools aufgenommen werden müsse, ebenso umfassende Sexualkunde. “Lernt, dass Vergewaltigung Vergewaltigung ist, egal, wie man es auslegt.”
Gleichteitig sollte das Verbrechen als Anstoß dienen, der Objektifizierung von Frauen und der generellen, vermeintlichen Akzeptanz von “Rape Culture” entgegenzuwirken. “Es ist offensichtlich, dass die Jungs das Opfer als jemanden sahen, der als Objekt behandelt werden kann. Es geht nicht um Sex, sondern um Macht und Kontrolle. Für die beiden war es wahrscheinlich kein Problem Sex zu bekommen, das war gar nicht ihr Ziel. Wenn man sich die Witze anhört, die sie während ihrer Tat machten – das ist pure Verachtung.”
Mitverantwortlich ist seiner Meinung nach ebenfalls der mediale Umgang mit weiblichen Celebritys. “Wenn Seiten Fotorubriken wie ‘Side Boob’ oder ‘Nip Slip’ haben, sollte es auch ein männliches Äquivalent geben.” sagt Rollins und fügt hinzu: “Ich weiß, was manche von euch sagen. ‘Wenn die diese Fotos nicht mögen, warum ziehen die sich dann so an?’ Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Vielleicht: mach das verdammte Foto einfach nicht? Entwickle dich weiter?”
“Bildung, Wahrheit, Respekt, Gleichheit – alles Dinge, die einen sehr schnell von A nach B bringen.”
Lest sein komplettes Statement hier.