Was Geoff Rickly in einem MTV-Interview über seine körperlichen Gebrechen erzählt, klingt wahrhaftig nicht gut. Nachdem er allergisch auf die Medikamente gegen seine Epilepsie reagiert habe, bekam er über mehrere Monate innere Magenblutungen, so dass er abmagert sei und sein Arzt sogar Magenkrebs vermutet habe. Glücklicherweise reichte es aus, die Medikamentierung umzustellen und die Beschwerden verschwanden, wenn auch langsam. Inzwischen allerdings steht Rickly wieder wohlgenährt und, es sei im gegönnt, ein bisschen übergewichtig voll im Leben.
Sehr viel erfreulicher klingt dagegen, was er über die Aufnahmen zu Thursdays neuem Album zu sagen hat. Insgesamt habe man im vergangenen Jahr 16 neue Songs geschrieben, die allesamt noch einmal eine entscheidende Veränderung durchmachen werden, bevor sie endgültig aufgenommen würden. Das betont er noch mal so stark, weil zuvor sechs Demo-Tracks auf illegalen Wegen aus dem Studio in diverse Tauschbörsen gesickert sind. Wie Thursday auch auf ihrer Homepage schon deutlich machten, unterstützen sie Filesharing und das Bestreben ihrer Fans, sich ihre Songs, wenn nötig auch illegal zu besorgen. Allerdings seien die entwendeten Stücke teilweise noch ohne Namen und keinesfalls als endgültige Songs anzusehen, mit Ausnahme jedoch von “At This Velocity”, der nahezu unverändert auf dem neuen Album zu finden sein wird.
Über die Arbeit am neuen Material erzählt Rickly, dass er sich mit den Texten für die Songs dieses mal Zeit gelassen hätte, um abzuwarten wohin sich ein Stück entwickelt. So konnte sich beispielsweise ein Stück, welches ursprünglich von Liebe handelte, thematisch über Vertrauen hin in eine Drogenproblematik führen.
Insgesamt soll aber von der trostlosen und ernsten Stimmung des letzten Albums “War All The Time” auf dem neuen Longplayer nichts mehr zu spüren sein. Es soll wieder hoffnungsvoller zugehen, wie noch auf “Full Collapse” aus dem Jahr 2001. Rickly beschwichtigt aber sofort, dass das neue Album damit keineswegs “shiny” und “happy” werde, sondern es ihm eher darum gehe, das Leben aus einem positiveren Blickwinkel zu betrachten.
Als besonderes Schmankerl kündigte er an, dass er sich darum bemühe, befreundete Musiker auf eine Art und Weise an Thursdays neuem Album mitarbeiten zu lassen, wie es noch nie zuvor eine Band getan hätte. Es solle nicht bloß bei Gastauftritten bleiben, bei denen jemand eine oder zwei Textzeilen einsinge, sondern eher wie eine Kollaboration zwischen Künstlern sein, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Im Sinn hat er dabei Daryl Palumbo von Head Automatica und Gerad Way von My Chemical Romance, denen er als Produzent ihres Debüts “I Brought You My Bullets, You Brought Me Your Love” noch Schützenhilfe gab.
Inzwischen sind die geschminkten Jungs um Gerad Way natürlich kommerziell viel erfolgreicher als Thursday, aber dennoch will Rickly Ways Mitarbeit am neuen Album nicht als Ausbeutung eines bekannten Namens wissen und schon gar nicht als Verkaufshilfe. Wie Rickly auch zugibt, wäre es allerdings in der Tat sehr merkwürdig, wenn der Song, an dem Way mitwirkte, als Single ausgekoppelt werde und so der einstige Lehrer vom Erfolg seines “Zöglings” profitiere.
Erscheinen wird das bislang noch unbetitelte Album wohl erst im nächsten Jahr, mehr Zeit also für ungetrübte Vorfreude.