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Hype oder Helden?

Hype oder Helden?
Wind gemacht wurde viel um die Raveonettes. Super Songs, super Sound, super Videos. Hier ein Eindruck von den Live-Qualitäten der Band, für den im kommenden Heft aus technischen Gründen leider der Platz fehlt.

The Raveonettes / Les Garcons

23.04.03, Köln, Gebäude 9, ca. 250 Besucher

Bevor das dänische Garagen-Düster-Duo zum Haareschütteln und Tanzen bittet, dürfen die Hamburger Beat-Exporteure Les Garcons ran, um mit sympathisch augenzwinkernder Mod-Attitüde zu beweisen, dass Sixties-Songs auch mit deutschen Texten funktionieren können. Schade nur, dass der viel zu laute, schlecht abgemischte Schepper-Sound dem inspirierten Auftritt unrecht tut. Wirklich stören, dürfte es aber die Wenigsten, liegt doch der eigentliche Fokus des Abends auf der großen Raveonettes-Frage: Hype oder Helden?

Um die Nicht-Antwort vorweg zu nehmen: Auf der Bühne versprühen die Raveonettes den Charme eines Levis-Werbespots. Irgendwie cool, irgendwie Jeans und irgendwie, ja, irgendwie weiß man auch nicht so genau, ob man das jetzt richtig gut finden darf oder soll oder möchte… Dass Sure Rose Wagner und Sharon Foo, on-stage verstärkt durch Drummer und zweiten Gitarrero, 45 Minuten mächtig rocken, steht völlig außer Frage. Verzerrt slidende Killer wie “Attack Of The Ghost Riders” oder “Beat City” entwickelten live eine schweißtreibend galoppierende Dynamik. Und obwohl auch das vor Energie strotzende, neue Songmaterial durchgehend überzeugt, wirkt das Bemühen um den ultimativen B-Movie-Retro-Style merkwürdig verkrampft und aufgesetzt.

Die prätentiösen Hendrix-Posen, in die sich Gitarrist Manoj Ramdas wirft, die vom Plektron bis zur Unterhose reichende Fender-Nostalgie-Komplettausstattung der Band, oder das zögerlich angedeutete Zertrümmern der Backline: All das riecht nach Buhlen um ein Image, das eine musikalisch überzeugende Formation wie die Raveonettes überhaupt nicht nötig hat. Vielleicht ist das die Tragik gehypter Helden.

Mehr zu den Raveonettes in der neuen VISIONS Nr. 123.