Eigentlich warteten Fans auf die Tagesaufteilung für das diesjährige und – vorerst letzte – Booze Cruise Festival, stattdessen rechtfertigte sich Mitte April Festivalinitiator Stefan Jonas-Stephany zu seiner Haltung im Nahostkonflikt. Die Band Tripsun und einige Einzelpersonen hatten zuvor in den sozialen Medien mehrere Anschuldigungen gegen ihn erhoben. Der Grund: Jonas-Stephany folgt dort mit seinem privaten Account dem Jungen Forum DIG, das sich bundesweit “für die Freundschaft mit Israel und gegen Antisemitismus” einsetzt, und UNRWA Monitor, einer Initiative des Bedein Center for Middle East Policy Research, die sich für eine Änderung der UNRWA-Politik (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtende im Nahen Osten) durch die UNRWA-Geberländer einsetzt. Tripsun werfen Jonas-Stephany davon ausgehend vor, dass er den “Genozid von 14.000 Kindern” unterstütze und ein “bestätigter Zionist” ist.
In seinem Statement verteidigt sich Jonas-Stephany gegen die Anschuldigungen: “Wie viele Juden und Bürger Israels unterstütze ich weder die derzeitige israelische Regierung, noch habe ich irgendwelche Kenntnisse über Israels Siedlungspläne”, schrieb er. “Der pazifistische Optimist in mir würde gerne zwei friedliche Staaten sehen, die Hamas inhaftiert, Netanjahu aus dem Amt und die Palästinenser frei, zu reisen, zu arbeiten und zu lieben, wen sie wollen.”
Weiter erklärt er: “Wenn ihr also eine andere Meinung über die Existenz Israels habt, ist das Booze Cruise vielleicht nicht das Festival, das ihr diesen Sommer besuchen wollt. Wenn ihr glaubt, dass das Rufen von ‘from the river…’ eine akzeptable Aussage ist, ist das nicht der Fall, sondern nach deutschem Recht eine Straftat. Wenn du Begriffe wie ‘i$rael’, ‘z!onist’, ‘gen0cide’ postest, dann verpiss dich gefälligst. Wenn ihr darüber weiter diskutieren wollt, könnt ihr euch melden. Es scheint, dass ein offener Dialog in diesen schwierigen Zeiten von Vorteil sein könnte.”
Gegen Ende des Statements unterstreicht Jonas-Stephany nochmals seine Haltung zum Nahostkonflikt: “Ich habe keine Ahnung, was Ihre Großeltern zwischen 1933 und 1945 getan haben; meine waren in einige schreckliche Kriegsverbrechen verwickelt, die zu über 6.000.000 toten Juden, Millionen toter ausländischer Soldaten, Millionen toter Zivilisten, zerstörten Familien, zerrütteten Freundeskreisen und dezimierten Kunstszenen führten – alles wegen Deutschlands Größenwahn. Ich trage also diese deutsche Schuld in mir und schäme mich zutiefst für unsere Vergangenheit. Ich bin dankbar, dass Juden heute in Frieden leben können, und ich verstehe, dass Israel das Recht hat, sich gegen die Hamas und andere Gegner zu verteidigen.”
Tripsun sahen sich in dieser Begründung besonders betätigt, dass Jonas-Stephany Zionist sei, und kündigten an, dass alle, die sich mit den Unternehmungen des Veranstalters gemein machen, nicht mehr im Umfeld der Band willkommen seien.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Gestern hat daraufhin der eigentliche Festival-Headliner Jeff Rosenstock das Line-up des Booze Cruise Festivals verlassen. “Nach vielen Überlegungen und Offline-Gesprächen werden wir dieses Jahr nicht auf dem Booze Cruise spielen”, schreibt er. “Es tut mir sehr leid für jeden, der sich darauf gefreut hat, uns zu sehen. Befreit Palästina und hört auf, mit unseren Steuergeldern Faschismus und Völkermord statt Gesundheitsversorgung zu finanzieren.”
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Auch andere Bands wie Teenage Halloween und Toodles & The Hectic Pity haben ihre Auftritte beim Booze Cruise abgesagt. Offenbar weiterhin im Line-up für die letzte Ausgabe des Festivals sind unter anderem: Be Well, Death Lens, The Meffs, Pkew Pkew Pkew, DFL und Phantom Bay.