Jered Threatin, Kopf der Metal-Band Threatin, die in London in leeren Clubs spielte, weil sie ihr gesamtes Image und angebliche Popularität elaboriert vorgetäuscht hatte, kündigte gestern ein erstes offizielles Statement an, seit die Geschichte in den Musikmedien aufgegriffen wurde. Das skurrile und zugleich faszinierende Schauspiel beschäftigt die Musikwelt intensiv, so hatten zuletzt zwei angeheuerte Tourmusiker ausführliche Interviews gegeben. Sie hatten selbst nichts von der großen Täuschung geahnt, bis es zu spät war.
Jetzt enthüllt Jered Threatin: Wir sind alle Teil der großen Illusion. “Was sind Fake News?”, fragte er in den sozialen Netzwerken. “Ich habe einen leeren Raum in eine internationale Schlagzeile verwandelt.” Gut, Recht hat er. Damit ist seine Stellungnahme allerdings schon vorbei. Zur Sicherheit hat er das Zitat noch einmal als Bild angehängt.
Den Kollegen von Metalsucks war das nicht genug, deshalb haben sie noch tiefer in die Akte Threatin geblickt. Sie fanden heraus, dass Jered Threatins Nachname in Wirklichkeit Eames ist, dass er 29 Jahre alt ist, aus einer Kleinstadt in Missouri kommt und jetzt in Kalifornien lebt.
In den 2000er Jahren hatte er schon einmal ein Ein-Mann-Projekt namens Saetith mit Miet-Musikern. 2007 und 2010 brachte das Symphonic-Death/Black-Metal-Projekt EPs heraus, die zweite heißt “Revive The Blasphemy” und ist im Netz noch als Stream verfügbar. Das Metal-Archiv Encyclopaedia Metallum listet Jered und Saetith ebenfalls. Die Metal-Newsseite Blabbermouth berichtete damals sogar über die Band, als sie angeblich einen Vertrag bei Rising Records unterschrieben hatte und an einem Debütalbum arbeitete. Das ist aber nie erschienen.
Mit seiner Band konnte Jered einige Support-Slots für Bands wie The Black Dahlia Murder und Cannibal Corpse landen, wie Tourposter und vereinzelte Live-Videos beweisen, in denen sogar nicht gefakte Menschen im Publikum zu sehen sind. Im Gegensatz zum käsigen Alternative-Metal von Threatin klingen die viel brutaleren Saetith gar nicht schlecht. Allerdings fängt Jered hier bereits an, den nicht vorhandenen Ruhm seiner Band künstlich aufzublasen: Signature-Plektren und reichlich Merchandise zeugen neben Interviews und Künstler-Facebook-Fanpages von beginnender Selbstüberschätzung.
Die hat ihm zumindest einen kurzen Stint bei den Black-Metallern Abigail Williams eingebracht – wenn auch nur für ungefähr eine Woche im Jahr 2010, wie deren Frontmann Ken “Sorceron” Bergeron bestätigte. “Ich dachte letztens, dass er diesem Typen ziemlich ähnlich sieht, doch ich dachte nicht, dass er es ist, aber er ist es wirklich. Ich fühle mich, als hätte ich im Lotto gewonnen. Mann, das erklärt so einiges…”
Ab hier wird die Geschichte leider noch bedauernswürdiger. Jereds Bruder Scott Eames, der selbst in einer Band namens Nevalra spielt und zeitweise Teil von Saetith gewesen war, distanzierte sich in einem Statement von ihm als Person. “Meiner Meinung nach hätte er mit dem selben Aufwand und der selben Menge Geld, von der er sich sicherlich eine Menge geliehen hat, – dann hätte er ohne Zweifel, auch wegen seines Talents, etwas auf legitime und respektable Weise erreichen können. Stattdessen ging er den Weg der Manipulation und Täuschung. Er versucht jetzt vielleicht, das als großen, elaborierten Hoax zu verkaufen, aber ich kenne meinen Bruder und kann euch versichern, dass das wirklich ein gescheiterter Versuch ist, in der Musikindustrie Fuß zu fassen. Ich habe mit Jered seit 2012 nicht mehr gesprochen.”
Unter einem Facebook-Post auf Jereds offiziellem Profil findet sich außerdem ein Kommentar von Jerry Eames – vermutlich ist er sein Vater. “Ich liebe und vermisse euch beide sehr. Wir haben uns aus den Augen verloren, wenn jemand Jered oder [seine Frau] Kelsey Eames kennt, bringt sie dazu, ihre Familie anzurufen.”
Tweet: Statement von Jered Threatin
What is Fake News? I turned an empty room into an international headline. If you are reading this, you are part of the illusion.#Marketing #Psychology #SocialMedia #FakeNews #Threatin #BreakingTheWorld #MusicIndustry @NBCNews @BBCNews @JoeRogan @RollingStone @billboard pic.twitter.com/vsvHHPDpze
Threatin (@JeredThreatin) 14. November 2018