“Was machen wir mit großer Kunst von moralisch problematischen Menschen?”, fragt sich Kettcar-Sänger Marcus Wiebusch. “Warum gehen wir zum Beispiel mit dem Werk eines rechtsextremen Künstlers sanfter um, und verurteilen dagegen das eines Pädophilen, dessen Songs wir eh nicht so gerne mögen?”
Mit diesen Schwierigkeiten von der Trennung zwischen Werk und Autor setzt sich die Band in ihrem Song “Kanye in Bayreuth” auseinander, der auf ihrem aktuellen Studioalbum „Gute Laune ungerecht verteilt“ zu finden ist. Eine Lösung für das Dilemma findet zwar Wiebusch nicht, dafür stellt er im Hiphop-beeinflussten Stück fest: “Je größer die subjektive Liebe für einen Künstler ist, desto mehr wird gerne die objektive Welt ausgehebelt”, so der Sänger.
“Verständlich, weil wir ja auch oft eine emotionale Bindung zu dem Werk haben. Moral ist in dem Kontext eben nicht objektiv. Die beiden Welten clashen miteinander. Und was dann? Der Song ‘Kanye in Bayreuth’ hat keine Antwort auf diese Frage. Er versucht nur die Ambiguität, die dieses Thema umweht, einzufangen.” Entsprechend reißt er Kontroversen um Künstler wie P. Diddy, Michael Jackson, Woody Allen, Morrissey oder Louis C.K. an, so richtig wertend wird er aber nur bei Richard Wagner. Gegen den sei immerhin “jedes Arschloch ein Pausenclown”.
Das neue Musikvideo versucht die komplexe Thematik mit surrealen, düsteren Szenen einzufangen. Gedreht wurde es von Regisseur Benjamin Reder, der an TH Ostwestfalen-Lippe Kinematografie studiert. Kettcar hatten bereits 2017 mit Student:innen der TH das Video zu “Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun” umgesetzt. Professor Georgij Pestov, der das Projekt betreute, sagte zur Zusammenarbeit: “Es ein großartiges Gefühl, meinen Studierenden die Möglichkeit zu geben, im Bereich der Musikvideokunst erfolgreiche Produktionen mit so großen Künstlern wie der Band Kettcar zu ermöglichen. Die wiederholte Zusammenarbeit mit der Grand Hotel van Cleef Musik GmbH war für beide Seiten ein Erfolg.”
2024 spielen die Hamburger noch ein Konzert als Headliner auf dem Rolling Stone Beach Festival am Weißenhäuser Strand, bevor es im Januar 2025 nach einem erfolgreichen ersten Tourteil weiter geht.
Mehr zum neuen Album von Kettcar lest ihr im großen Interview mit Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff. (V+)
VISIONS empfiehlt: Kettcar
16.11.24 Weissenhäuser Strand, Rolling Stone Beach
17.01. Düsseldorf, Stahlwerk
18.01. Osnabrück, Botschaft
19.01. Aurich, Stadthalle
21.01. Ulm, Roxy
22.01. CH – Zürich, Kaufleuten
23.01. CH – Bern, Bierhübeli
24.01. Heidelberg, Halle 02
25.01. Frankfurt, Batschkapp
26.01. AT – Graz, Orpheum
28.01. Potsdam, Waschhaus
29.01. Magdeburg, Factory
30.01. Rostock, M.A.U. Club
31.01. Hamburg, Georg Elser Halle (ausverkauft)
01.02. Hamburg, Georg Elser Halle