Es gibt in Dänemark einen staatlich gesponserten Verein, der sich rührig um die Belange der einheimischen Musiker kümmert. ROSA – The Danish Rock-Council heißt der Laden und ist so was wie eine AG Rock, nur in funktionierend. Die netten Menschen von ROSA organisierten auch in diesem Jahr das Spot-Festival, zum mittlerweile neunten Mal. Weil sie wollen, dass die Deutschen merken, was in Dänemark geht – und andersrum –, spielten am Tag vor Festivalbeginn Tigerbeat, Slut und Tocotronic in der funky gestalteten Vox Hall. Und das funktionierte. Tigerbeat räumten ob der frühen Uhrzeit nur mittel ab, Slut hernach recht ordentlich und dann Tocotronic massiv. Es ist ein etwas merkwürdiges Gefühl, in der zweitgrößten dänischen Stadt mit 200 Dänen Tocotronic zu kucken und jeden Zweiten mitsingen zu sehen. Schön ist das.
Am nächsten Tag ging das Festival los, hübsch platziert auf einem idyllischen Gelände im Stadtzentrum und ausverkauft. 70 Bands aus Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland spielten auf. Die meisten sind hierzulande noch völlig unbekannt, einige in Skandinavien aber schon Semi-Superstars. Als da wären die famosen Under Byen, die mit ihrem weltfremden Märchenwald-Pop Herzen öffneten, mitunter an Björk erinnerten und von David Fricke, dem Chefredakteur des amerikanischen Rolling Stone, mit vor Aufregung zitternder Stimme angekündigt wurden. Von denen werden wir noch hören. Ebenso von Moi Caprice, die – von Suede und den Manic Street Preachers beeinflusst – bewegenden Pop mit britischer Färbung liefern, die Figurines muten hingegen an, wie die dänischen Pavement. Kashmir rocken in Dänemark mit passendem Arms-wide-open-Hardrock kleine Stadien und Spleen United probieren so ziemlich alles, was man sich musikalisch so denken kann.
Das war freilich nur ein kleiner Auszug aus dem, was da so alles ging auf dem Spot 09. Klar wurde auf jeden Fall folgendes: In Dänemark weiß man, wie man sich produktiv um den musikalischen Nachwuchs kümmert. Wo es hierzulande zuweilen scheint, als sei es für Bands eher nachteilig, aus Deutschland zu kommen, erfahren jene in Skandinavien Unterstützung von vielen Seiten – vor allem vom Publikum. Man spürt einen großen Respekt für die, die da oben musizieren. Und außerdem ist es einfach irre, wie viele gute, originäre Bands es im Norden gibt. Manches wirkt naturgemäß noch unausgereift, aber der Anteil derer, die nicht nur die Musik ihrer Lieblingsbands nachspielen, sondern sich an Innovation versuchen, scheint deutlich höher als hierzulande. Für die Zukunft planen die Leute von ROSA kleine Skandinavien-Festivals, um die Neuen auch zwischen Alpenrand und Nordseestrand bekannt zu machen. Haltet Augen und Ohren auf! Infos gibt es hier und dort.