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Lieblingssongs 2024 von VISIONS-Redakteur Jan Schwarzkamp

Lieblingssongs 2024

Redakteur Jan Schwarzkamp
Die VISIONS-Redaktion blickt zurück auf das Musikjahr 2024. Dieses Mal: Die 10 Lieblingssongs von Redakteur Jan Schwarzkamp und einem Kraut-und-Rüben-Mix aus alten Helden, leckeren Beats und melancholischen Songwriterinnen.
Die zehn Lieblingssongs von Redakteur Jan Schwarzkamp 2024
Die zehn Lieblingssongs von Redakteur Jan Schwarzkamp 2024

Der beste Indikator für die ausschlaggebendsten Songs des Jahres ist entweder, wie lange sie sich in der Playlist auf meinem Smartphone befinden – oder ob ich den Drang verspürt habe, sie anderen Menschen vorzuspielen.

In Verzückung haben mich die mittelalten Säcke The Black Keys versetzt. Deren Move, sich mit noch älteren Säcken wie Noel Gallagher und Beck (und Alice Cooper!) für “Ohio Players” zusammenzutun, war ein smarter. Die Platte bockt, die Kooperationen gehen auf und lösen ein, was sie versprechen.

Dass es Big Special hierein geschafft haben, überrascht mich selber. Deren Mix aus Idles und Sleaford Mods war okay – aber nix, was mich weggeblasen hat. Außer halt der Opener von “Postindustrial Hometown Blues”. Wenn der nach und nach Fahrt aufnimmt und am Ende zum Springsteen-schen UK-Heartland-Rock wird, geht mir das Herz auf.

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich schon nicht mehr weiß, ob ich mir Cnts‘ Album “Thoughts And Prayers” nach dem Soundcheck noch mal ganz angehört habe. Aber einen Monat vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums hauten die Noise-Punks das herrlich ehrliche “I Won’t Work For You” raus – und die groovy Backpfeife rotiert seit Februar in eingangs erwähnter Smartphone-Playlist.

Klar, das ist schon ein krasser stilistischer Bruch, hier jetzt mit Fatoni und Grim104 anzukommen. Aber der von Torky Tork und Dienst&Schulter produzierte Track “Lekker” ist nicht nur saulustig: Als regelmäßiger Mit-den-alten-Freunden-in-Holland-Wochenendurlauber hat das Ding einen Nerv bei mir getroffen – und mich tierisch zum Lachen gebracht.

Und ja, auch ich komme manchmal nicht um Trends herum (auch, wenn ich bewusst vieles aus dem Pop-Universum ausblende). Aber ich habe eben auch eine Tochter. Von der kenne ich jetzt nicht nur Chappell Roan – ich konnte mit ihr auch via “Guess” von Charli XCX bonden. Wenn da ab 1:35 der Bratzbeat reingrätscht, dann nickt Papas Kopf und der Wohnzimmer-Rave ist eröffnet. Ach ja: Noch besser ist der Song mit Billie Eilish als Gästin.

Ich habe als besserwissender Gatekeeper ja eine ganze LKW-Ladung an Vorurteilen gegenüber vielen Bands. Gerade solchen, die meinen, Metalcore, Emo, Punk und Pop irgendwie zusammenklatschen zu müssen. Deshalb finde ich Dead Poet Society auch gar nicht gut. Eigentlich. Habe deren zweites Album “Fission” trotzdem mal gescannt – und siehe da: Der Opener “5:29:45” ist ein catchy Brecher. Dicker Groove, QOTSA-Sexiness – hatte das so nicht erwartet. Und mit knapp über zwei Minuten ist der Song vorbei, bevor es doof wird.

Die Foals hatten mich schon länger nicht mehr gekickt. Umso schöner, dass Yannis Philippakis’ Alleingang mit “The Yaw” zwar von den Foals sein könnte, aber befreiter klingt. Die ganze EP “Lagos Paris London” ist umwerfend – aber der Afrobeat-Crossover “Walk Through Fire” ist ein echter Brecher – und ein tolles, posthumes Vermächtnis von Superschlagzeuger Tony Allen, der ja bereits 2020 gestorben ist. Aufgenommen wurden diese Songs nämlich bereits im Dezember 2015 bis Januar 2016. Ich frage mich, warum Philippakis solange darauf gesessen hat.

Wahrscheinlich war es ein Fehler, aber nach ihrem Debüt “Oracular Spectacular” von 2007 habe ich MGMT nicht mehr so wahnsinnig viel Beachtung geschenkt. Ihr neues Album “Loss Of Life” ist jetzt auch nicht weltbewegend – aber es gibt darauf zwei sehr gute, sehr 90s-lastige Songs. “Bubblegum Dog” ist der eine, “Mother Nature” der andere. Als ich den Song beim Aufwachen auf RadioEins gehört habe, musste ich ihn direkt shazamen – und war ziemlich überrascht. Im positivsten Sinne possible.

Ich bin ja nicht so ein großer Melancholiker. Dafür ist mein Gemüt einfach zu sonnig (dankenswerterweise). Aber an einer Ballade habe ich mich festgebissen. Die stammt von der Kanadierin Jana Bahrich alias Francis Of Delirium aus Luxemburg. Die hatte mich schon beim Eurosonic-Festival total begeistert – so als grungy Singer/Songwriterin mit viel Talent und leisem Humor. Und ihr Debütalbumfinale “Give It Back To Me” ist ein Triumph. Wun-der-schön.

Wo wir gerade bei getrageneren Stücken sind, bringe ich die Playlist mit Grace Cummings nach Hause. Die Australierin sollte eigentlich King Gizzard & The Lizard Wizard supporten. Aber dann war sie leider krank. Jedenfalls liebe ich ihre herbe, charaktervolle Stimme. In die habe ich mich schon auf dem Album “Storm Queen” von 2022 verliebt. Mit dem ebenso grandiosen “Ramona” hat sie in diesem Jahr nachgelegt – und das herrlich orchestrierte “Something Going ‘Round” erinnert mich angenehm an Dions 1975er Meisterwerk “Born To Be With You”, von dem sich ja auch Spiritualized vieles abgeschaut haben. Der Song macht sich übrigens auch gut in festlich geschmückten Wohnzimmern. Frohe Weihnachten.