2015? Ein Jahr zum Vergessen, zumindest gesellschaftspolitisch. Love A ließen dabei mit “Lose Your Illusion” alle Hoffnung fahren, Charles Bradley brachte spät im Jahr und am Ende dieser Playlist das Licht zurück.
“Ich habe gelogen” steht stellvertretend für das starke dritte Album von Die Nerven, die sich so rasant entwickeln, dass sie irgendwann Tocotronic ablösen könnten. Die Foals nehmen dagegen zum ersten Mal die direkte Verbindung zwischen Herz und Hirn, “What Went Down” weisen den Weg dabei. Schockierend, wie gut Baroness sich mit “Purple” zurückmeldeten, von Tame Impala haben sich dagegen viele verabschiedet, dabei ist “Currents” eins der erstaunlichsten Alben des Jahres.
Noel Gallagher verwaltet weiter das Erbe von Oasis, richtig groß wird “Chasing Yesterday” erst in der Nachbearbeitung durch zum Beispiel Beyond The Wizard’s Sleeve. Anti-Folker Jeffrey Lewis nimmt uns dagegen “Back To Manhattan” – acht lakonische Minuten, die an Lou Reed erinnern.
Erwartungen an ihr Comeback erteilten Faith No More mit “Motherfucker” eine klare Absage, der mit “Sol Invictus” ein solides Album folgte. Auch die Neo-Grunger Drenge waren allenfalls solide, “We Can Do What We Want” ist aber die Hymne für alle, die nicht wissen, wohin sie ihr Weg führen soll. Wohin es für The Dirty Nil geht, wird sich 2016 zeigen, “No Weaknesses” ist programmatisch für das Debüt der Band: eingängig, krachig, kratzbürstig.
Weder klein noch gelb sind die “Minions”, die Torche in der gleichnamigen Dampfwalze von Song besingen, der 2015 alles wegwalzte, bis Slayer mit “Repentless” zurückschlugen. Brachial und zerbrechlich bringt schließlich Lamb Of Gods “512” zusammen, ein Song über Randy Blythes Tage hinter Gittern in Tschechien.
2015 war ein hervorragendes Jahr für die “Dicke Hose”: Deichkind und Audio 88 & Yassin zeigten, dass deutscher Rap wieder etwas mit Politik am Hut hatte, Fatoni & Dexter bewiesen, dass deutscher HipHop internationales Niveau erreicht, auf dem Kendrick Lamar über allen thront.
An Vince Staples beeindruckt dagegen die erzählerische Dichte seines Doppelalbums “Summertime ’06”. Und in “Gosh” von Jamie xx findet man die Bassline des Jahres, die man dem feingliedrigen Produzenten von The xx so gar nicht zugetraut hätte.