Das Jahr 2015 war neben musikalischen Highlights vor allem von politischen und gesellschaftlichen Missständen geprägt. Selbstredend, dass die Musikwelt auf die Aufmärsche “besorgter Bürger”, offen zur Schau gestellte Fremdenfeindlichkeit und Anschläge auf die Unterkünfte Asylsuchender reagiert hat. Allen voran Adam Angst mit “Splitter von Granaten”. Einem Song, der neben hochaktuellem Text auch musikalisch überzeugen konnte.
While She Sleeps “Trophies Of Violence” schlägt lyrisch in eine ähnliche Richtung, nur viel brachialer. Zumindest auf musikalischer Ebene liefern die Briten mit “Brainwashed” einen durchdachten, melodischen und erbarmungslosen Zweitling. Auch Defeaters “Spared in Hell”, Superheavens “I’ve Been Bored” und “Three Dollar Hat” von The Dead Weather können als Aushängeschild dreier großartiger Alben aus diesem Jahr fungieren.
Grandiose stimmliche Flexibilität bewies Becca Macintyre von den Marmozets, die 2015 ihr Debüt “The Weird And Wonderful Marmozets” releasten, vor allem im Song “Born Young And Free”, in dem sie unberechenbar zwischen Hayley Williams und Candace Kucsulain hin und her pendelt – und damit als eine der Powerfrauen des Jahres überzeugen kann.
Beach Slang haben mit “Bad Art & Weirdo Ideas” genau so wie Violent Soho mit “Like Soda” bewiesen, dass Punk und Grunge nicht nur nicht tot sind, sondern 2015 noch genau so wie in den 90ern können. Was übrig bleibt sind Sworn Ins “Sunshine” und Black Sheep Walls “The Wailing And The Gnashing And The Teeth”, deren erbarmungslose Härte laut aufgedreht immer dann Abhilfe schafft, wenn die Nachrichten wieder von Militäreinsätzen, Terrorismus und ertrinkenden Flüchtenden berichteten und man seinen Kopf am liebsten abschrauben wollte.