Wie verschieden man Trauer verarbeiten kann, zeigen die neuen Alben von Nick Cave und Touché Amoré. Beide sind auf ihre Weise stark, allerdings ist mir Caves “Skeleton Tree” fast unerträglich deprimierend ausgefallen. Leichter wiegt – ironischerweise – Touché Amorés Posthardcore wie in “Palm Dreams”. Und apropos Trauer: David Bowie und Leonard Cohen haben allein schon mit den beiden Titeltracks ihrer neuen und letzten Alben, “Black Star” und “You Want It Darker”, unterstrichen, welche Genies die Welt in ihnen verloren hat. Immerhin: Bowies langjähriger Partner-in-crime Iggy Pop ist topfit – körperlich wie künstlerisch. Von seinem Josh-Homme-flankierten Comeback-Album stammt “Sunday”, das mit Disco-Drive und QOTSA-Gitarren loslegt und in einem orchestralen Finale gipfelt.
Den Trick mit der Coda, siehe “Kingfisher”, haben übrigens auch Wolf People drauf, die in diesem Jahr ein noch stärkeres Psychedelic-Rock-Album als ihre Idole Dungen veröffentlicht haben – wohl aber auch nur, weil die auf ihrem Quasi-Stummfilm-Soundtrack “Häxan” mit Songs wie “Jakten Genom Skogem” diesmal rein instrumental agieren. Aus der Idylle Stockholms in die Idylle der Südstaaten: Kings Of Leon haben mit “Find Me” eine Übersingle rausgehauen, die ich ihnen so nicht mehr zutraut hätte. Und von einem US-Arena-Rock-Act zum nächsten: Hätten die Red Hot Chili Peppers auf “The Getaway” häufiger mit ihrem Westcoast-Pop jüngerer Alben gebrochen und mehr Songs wie “Encore” geschrieben, wäre ihnen mal wieder ein Meisterwerk gelungen.
Vielleicht fehlt ihnen dazu aber auch einfach Ex-Gitarrist John Frusciante, der inzwischen in ganz anderen Musiksphären verkehrt – einen Eindruck davon gibt “Foregrow” von seiner diesjährigen EP gleichen Namens. Frusciantes frühere Schützlinge Warpaint sind indessen in der Indierock-Chefetage angekommen: Meine Jahresplaylist schließt mit “Above Control” von ihrem dritten Album “Heads Up”. Gutes Stichwort – Kopf hoch fürs neue Jahr, kann abseits der Musik eigentlich nur besser werden.