Hätte man nur einen Schuss frei, um das ganze Jahr 2016 in einen Song zu packen, es käme nur “Diggin For Windows” von Zack de la Rocha in Frage. So viel Wut, so viel Kampfeswille, dazu ein Beat, der die ganze Aufgewühltheit transportiert, für die das Jahr weltweit gesorgt hat. Und eine schallende Ohrfeige für de la Rochas ehemalige Bandkollegen.
Die gab es von den Redaktionskollegen auch für Friends Of Gas. Songs wie “Saurer Schnee” sind trostlos, ja, aber zugleich sind sie eine Mahnung, nicht aufzugeben, sondern weiter zu machen – egal wie viel vermeintliche Sicherheiten einem auch wegbrechen.
Zur Not kann man das mit dem sauren Schnee natürlich auch wörtlich nehmen, wie die Viagra Boys in “Research Chemicals”. Ein hypnotisches Rave-Monster (Rave wie in Primal Scream) mit einem manischen Frontmann, das den Puls schneller beschleunigt als eine weiße Line.
“Death über alles” skandieren Mantar in “Era Borealis” und Ultha lassen uns in “Mirrors In A Black Room” blicken – Metal aus Deutschland war 2016 am besten, wenn er ganz in Schwarz gekleidet und nah am Black Metal gebaut war. Wobei Ultha mit ihrem Song das Genre so weit ausdehnen, wie schon lange keine Band mehr.
Mehr Popappeal stand Metal 2016 aber auch ganz gut. Das gilt für Ghost und ihren Überhit “Square Hammer”, mit dem sie sich endgültig als Abba mit Gitarren empfehlen, und für Kvelertaks “Heksebrann”, der stellvertretend für eines der melodieseligsten und trotzdem zupackendsten Alben des Jahres steht. Dass zwei der Bandmitglieder der Norweger mit Beachheads auch noch eine sensationelle Power-Pop-Band betreiben, weiß nach “Your Highness” nun auch jeder.
Sonderpreise gibt es für Iggy Pop – I’m a sucker for “Sunday” und Disco – und Commons “Black America Again”. Seine Performance des Songs in der “Tonight Show” von Jimmy Fallon gehört zum kraftvollsten und emotionalsten, was das Jahr zu bieten hatte.