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Lieblingssongs 2018: Dennis Drögemüller

Lieblingssongs 2018: Dennis Drögemüller
Die VISIONS-Redaktion blickt zurück auf das Musikjahr 2018. Dieses Mal: Die 10 Lieblingssongs von Redakteur Dennis Drögemüller.

Ich muss mich beherrschen, nicht einfach den ganzen Text von Idles‘ brillantem “Danny Nedelko” reinzukopieren, aber zumindest der wundervolle Anfang muss hier wie ein Ausrufezeichen stehen: “My blood brother is an immigrant/ A beautiful immigrant/ My blood brother’s Freddie Mercury/ A Nigerian mother of three/ He’s made of bones, he’s made of blood/ He’s made of flesh, he’s made of love/ He’s made of you, he’s made of me/ Unity!” Schöner hat 2018 kein Song dem Menschenhass die Stirn geboten, geeint in brüderlicher und schwesterlicher Liebe, punkig rausgeschnoddert mit dem größtmöglichen britischen Herzen. “Joy As An Act Of Resistance” aber sowas von!

Dagegen kam dieses Jahr keiner wirklich an, aber viele kamen in die Nähe: Ghost tanzen mit dem gesamten “Prequelle”-Album souverän an der Schmerzgrenze zum 80er-AOR-Kitsch, aber in keinem Song so gekonnt und mitreißend wie in “Dance Macabre” – Journey, anyone? Pascow gelingt mit ihrer ersten Vorabsingle zum neuen Album “Jade” eine stürmische, biografische, musikalisch vielfältigere Ode an die Punk-Jugend, und Pagan wüten wie The Bronx stampfend in der Hardcore-Disco, nur eben überströmt mit Blut vom Black-Metal-Altar.

Tribulation und Skeletonwitch wiederum krönen ihrer jüngsten Metal-Großtaten mit epischen Songs, die in erhabener Blässe dahingleiten beziehungsweise überlegen zwischen melodischem Heavy- und wüstem Blackened-Thrash-Metal changieren.

Bleiben die lieblicheren Themen: Beach Slangs Kammer-Indiepop-Inkarnation Quiet Slang kriegt mich mit der Leadsingle “Dirty Cigarettes” unmittelbar – dieses warm und heiser und effektvoll hingehauchte Etwas im Klavier- und Streichermantel! Und Tocotronic haben mit ihrer Sterbehymne “Unwiederbringlich” einen der faszinierendsten Songs des Jahres gemacht, weil der trotz des schweren Themas musikalisch seltsam leicht und nostalgisch-beschwingt dahingeht.

Apropos beschwingt: Wenn nichts mehr geht, spenden Tiny Moving Parts Math-Emorock-“Applause”, und das ersetzt in Sachen Endorphine drei Mal Therapie-Schwimmen mit Delphinen.

Moment, war 2018 wirklich so wenig Politik? Nein, und als solide Zusammenfassung dafür kann man in Endlosschleife Dendemann hören, der es glücklicherweise noch komplett drauf hat, wie er da der eskapistischen Mittelschicht den Spiegel vorhält. Und das so smart, dass man dem Zeitgeist wieder dreckig ins Gesicht lachen möchte.

Playlist: Die 10 Songs des Jahres von Dennis Drögemüller