Was 2017 galt, gilt auch für 2018: Gesellschaftspolitisch war das vergangene Jahr eine weitere Nackenschelle, musikalisch vor allem in puncto Post-Punk grandios. Dazu gab es ein paar alte Helden und eine famose Verwalterin des Erbes von Prince.
“There you go again with your first world problems/ Where your living is easy – Stone Roses-Altmeister Ian Brown bringt es in “First World Problems” pointiert auf den Punkt: Im Gegensatz zum Rest der Welt geht es uns verdammt gut. Während Brown mit Lässigkeit darauf reagiert, ist das Anliegen der Idles in “Danny Nedelko” dringender. Ein globales Phänomen ist dagegen der Versuch von Viagra Boys-Frontmann Sebastian Murphy, nicht so zu werden wie der eigene Vater und dabei grandios zu scheitern. An Ende ist er eben “Just Like You”.
Kapitalismuskritik kann es nicht genug geben – erst recht nicht, wenn sie die Unmenschlichkeit des Systems so offenlegt wie “Kein Mensch” von Gewalt, die hier eine tatsächlich aufgegebene Stellenanzeige vertonen. Weniger plakativ äußern sich Die Nerven in “Fake” zum gesellschaftlichen Status quo. Genervt sind Mourn: von der Musikindustrie, falschen Freunden und ihrer überlaufenen Heimatstadt, durch die sie in “Barcelona City Tour” führen. Wovon Teksti-TV 666 in “Aidattu Tulevaissus” singen, entzieht sich der Kenntnis, aber aus eskapistischen Gründen gehört ihr Kraut-Psych in diese Top 10.
Janelle Monáe zeigt mit “Make Me Feel”, wie die Musik von Prince weiterlebt. Ebenso “Unwiederbringlich” wie Prince ist auch der Freund, dessen Tod Tocotronic im gleichnamigen Song besingen. Viel schöner kann man über den Verlust eines geliebten Menschen nicht singen. Und Dendemann liefert mit “Keine Parolen” einen Ausblick darauf, was wir 2019 ganz sicher nicht vermissen werden.