“Arbeit nervt”, “Leider geil”, “Like mich am Arsch” – “Richtig gutes Zeug”: In Jahren, in denen ein neues Deichkind-Album erscheint, muss man damit rechnen, dass sich mindestens dieser eine Single-Slogan nachhaltig in den eigenen Sprachgebrauch schleicht. Dabei bietet “Wer sagt denn das?” mit dem Titeltrack sogar noch richtig gute Konkurrenz für die Alltagsfloskel des Jahres.
Jenseits vom Mix aus Hedonismus und Konsumkritik leisten einige der besten Songs des Jahres Trauerarbeit: Nick Cave und seine Bad Seeds haben mit “Ghosteen” nach dem schmerzhaften Verlust von “Skeleton Tree” generell ein überwältigendes Stück auf dem Weg zur Heilung zurückgelegt, in keinem anderen Song aber drückt sich das so schön und erhebend aus wie in dem von Klavier getragenen “Bright Horses”. Thees Uhlmann trauert mitreißen um Electro-DJ “Avicii”, und auch Phoebe Bridgers‘ berührendes Tom Waits-Cover “Georgia Lee” fällt grob in diese Kategorie.
Dann sind da auch 2019 natürlich die politischen Stücke: Turbostaat nehmen sich die alten und neuen Nazis anhand der “Rattenlinie Nord” vor, Dendemann diagnostiziert Trägheit und Desinteresse im Angesicht der Neuen Rechten, und Pascow bleiben auch “Unter Geiern” ihren Idealen treu.
Apropos sich treu bleiben: Liturgy haben mit ihrer Überraschungsplatte “H.A.Q.Q.” spektakulär die Härte von “Aesthetica” und den experimentellen Digital-Black-Metal von “The Ark Work” vereint – und neben dem mächtigen Vorabtrack “God Of Love” lässt einen vor allem “Pasaqualia” spüren, wie brillant Black Metal als Orchester-Inszenierung klingen kann. Ganz anders groß und schön klingen auch Brutus, die sich zwischen emotionalem Klargesang und Post-Hardcore-Erregung mittlerweile virtuos aufstellen.
Woher Diiv dann noch kamen – keine Ahnung. Ich habe keinen besonderen Draht zur Band, aber der fließenden Melodie-Hypnose von “Blankenship” konnte ich mich schon nach dem ersten Hören nicht mehr entziehen.