Es ist schon nicht mehr viel Jahr übrig, als Shitney Beers im Herbst die Single „Maya Hawke“ herausbringen. Die kommt damit genau zur rechten Zeit: Ein simpler, gut gelaunter Indierock-Sonnenstrahl über einen Celebrity-Crush, der mit einem verspielten Augenzwinkern Wunder gegen dunkle Abende und schlechtes Wetter wirkt, genau wie das dritte Album „Amity Island“, das dann Mitte Dezember folgt.
Mit voller Ramones-Power nennen die Punkrocker Mean Jeans dagegen schon im Januar 2024 die Dinge beim Namen: Irgendwann während so eines Jahres ist der Akku leer und wenn alle „Shits“ gegeben sind, war’s das, dann greift höchstens noch deren Song „I Don’t Give A Shit Anymore“, um die Dinge mit Punk-Attitüde und Humor zu nehmen.
Zu Herzen genommen hat sich den Mean-Jeans-Songtitel offenbar Jack White. Das Ergebnis ist ein Überraschungsalbum mit dreckigen Garagerock-Bangern wie „Bombing Out“. Der lässt in unter drei Minuten nicht nur einen unfassbaren Drive auf den Hörer los, sondern beschwört im zweiten Drittel auch noch ganz nebenbei den Geist von Led Zeppelin so eindringlich, dass zwischen Headbangen und Gänsehaut kriegen nicht mal ein Atemzug passt.
Coogans Bluff nehmen es mit der Hommage noch genauer und covern auf ihrem hervorragenden Album „Balada“ Joe Jacksons „One More Time“ mit viel Saxofon-Einsatz. The Smile liefern währenddessen mit „Zero Sum“ und fiebrigen Gitarren ein aufgekratztes Stück Funk und Jazz, dass ebenfalls von kehligen Saxofon-Akzenten profitiert.
Wie ein Fiebertraum mutet es dann auch an, dass HipHop-Ikone Lauryn Hill mit dem Song „If You Can Count“ für die Musical-Adaption des Kultfilms „Warriors“ in die Rolle eines New Yorker Gangsterbosses schlüpft. Ebenfalls nicht auf meiner Bingo-Karte dieses Jahr und daher positiv überraschend: Kings Of Leon finden auf „Can We Please Have Fun“ mit Songs wie „Nowhere To Run“ zu alter Hochform zurück, Singer/Songwriter Tom Odell liefert mit „Black Friday“ auf rührende Art den Soundtrack zu den seelischen Unruhen des Erwachsenwerdens, Torres trifft auf „Connect“ mit breiten Gitarren und gesunder Wut im Bauch einen Nerv und The Cures langerwartetes Album „Songs Of A Lost World“ mit Titeln wie „And Nothing Is Forever“ könnte kaum erhabener und vertrauter klingen. So aneinandergereiht, ist das schon viel Gutes, für so ein verdrehtes Jahr wie 2024. Wir lesen uns im Nächsten!