Wer in Zukunft für den neuen Stephen King-Roman nicht mehr in die nächstgelegene Buchhandlung laufen möchte und sich für “Pulp Fiction” nicht mehr in die Videothek traut, braucht bald nur noch auf die neue Medien-Tauschbörse von Bertelsmann zu surfen, und sein Lieblingswerk downloaden. So, oder so ähnlich stellt sich jedenfalls Bertlesmann-Chef Thomas Middelhoff die Zukunft von Napster vor. Wenn es nach dem Geschäftsführer geht, soll aus dem einstigen Raubkopien-Dschungel noch in diesem Jahr eine kostenpflichtige Plattform für sämtliche Medien werden. Darüberhinaus kündigte Middelhoff “Modifikationen und Überraschungen” beim neuen Geschäftsmodell an. Über einen genauen Termin und die monatlich anfallenden Kosten wurde bisher nichts Konkretes verlautbart. Mit der Technologie des digitalen Fingerabdrucks und anderen Filtersystemen erhofft sich der Medienkonzern, etwa 99,3 Prozent der Copyright-Titel schützen zu können. Das neue System wurde mit der amerikanischen Software-Firma `Relatable` entwickelt und ist bereits voll einsatzfähig. Und so soll es funktionieren: Dateien, die über Napster heruntergeladen werden, sollen mit einem digitalen Fingerabdruck versehen werden. Wenn diese Datei, ganz egal ob Musik, Buch oder Film, zwischen zwei Nutzern ausgetauscht wird, vergleicht ein zentraler Server diese mit einer so genannten Mutterdatei und überprüft gleichzeitig, ob beide Nutzer für den Austausch von Napster autorisiert wurden. Doch in einer Ära, in der Profi-Cracker ohne große Probleme auf den Rechnern des Pentagons herumstöbern können, wird es nur eine Frage der Zeit sein, wann der digitale Fingerabdruck seine Identität wie Spuren im Sand verlieren wird.