Matthew Herbert ist ein Mann der klaren musikalischen Statements: Als sich George W. Bush und Tony Blair im November 2003 trafen, um eine Mahlzeit von Starköchin Nigella Lawson zu genießen und den Irak-Krieg zu bequatschen, kochte Herbert den genauen Menüplan des Meetings nach, fuhr anschließend mit einem Panzer drüber und veröffentlichte die dabei entstandenen Geräusche im Jahr 2005 auf dem Album ‘Plat Du Jour’.
Fünf Jahre später dreht sich auch das aktuelle Projekt von Herbert um den Essenswahnsinn der westlichen Welt: Auf ‘One Pig’ verfolgt er mit Aufnahmegerät und Laptop das Leben eines Schweins, das mit dem vorbestimmten Schicksal geboren wurde, in einem Schlachthaus zu enden. Herbert konnte zwar kein solches finden, das ihm erlauben wollte, die Schlachtung aufzuzeichnen – die Tierschutzorganisation PETA hat sich aber vorsichtshalber schon mal zu der ganzen Sache geäußert und Herbert in einem Statement scharf angegriffen.
Buchstäblich jedes Schwein verdiene weit mehr Respekt als Matthew Herbert oder jeder andere, der Grausamkeit mit Entertainment verwechsle, heißt es von Seiten der PETA. Herbert verteidigt sich in seinem Blog und erklärt die Beweggründe hinter ‘One Pig’:
‘Wegen des perversen und geheimniskrämerischen Nahrungssystems in Großbritannien habe ich kein Recht zu erfahren, wie meine Nahrung behandelt, getötet oder aufbereitet wird’, schreibt Herbert. ‘Ist nicht der wahre Skandal, dass ich die Tötung des Schweins nicht aufnehmen durfte? Sollten wir nicht die Methoden kennen, mit denen die Dinge, die wir in uns reinstopfen, gezüchtet, geerntet und zubereitet werden? […] Dass ich von PETA öffentlich angegriffen werde, weil ich diese Dinge wissen will, erscheint mir absurd, zumal ich nicht mal zur Motivation und Geschichte des Projekts befragt wurde. […] Ich will die Leute ja gerade darauf aufmerksam machen, dass wir keine zukunftsfähige Gesellschaft sein können, solange unser Nahrungssystem auf Scheinheiligkeit basiert.’