Maynard James Keenan hat kurz nach seinem Auftritt im Dragqueen-Outfit eine politische Motivation dahinter verneint. Der 59-Jährige trug bei einem Konzert seiner Band Tool auf dem “Welcome to Rockville”-Festival in Daytona Beach, Florida eine blonde Perücke, verschmierten Lippenstift und prothetische Brüste. Nun hat Keenan erklärt, dass sein Outfit “nichts mit Florida zu tun hatte”.
Die Vermutung, dass sich Keenan mit seinem Auftritt kritisch gegenüber den neuen Gesetzen im US-Bundesstaat zeigt, lagen nahe, da Gouvernour Ron DeSantis die Entwürfe erst wenige Tage zuvor unterzeichnet hatte. Darin werden geschlechtsangleichende Behandlungen für Minderjährige verboten, Kindern der Besuch von Drag-Shows untersagt und Schul-Unterricht über die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität verboten. Zudem wird das “Don’t say gay”-Gesetz, das es Grundschullehrer:innen untersagt, im Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität zu sprechen, auf alle Altersklassen ausgeweitet. Begriffe wie “Gay”, “Bi” oder “Trans” vermeidet das Gesetz. Verboten ist in Florida auch die “Genderbread-Person” – das Schaubild einer Lebkuchenfigur, die der Künstler und Aktivist Sam Killerman als Unterrichtsmaterial entwickelt hat. Mit deren Hilfe sollen Lehrer:innen Unterschiede zwischen Geschlecht, Identität und Orientierung abstrahiert auch für Kinder erklären können. Aufgrund der neuen und verschärften Lage für die LGBTQ+-Community, haben mehrere NGOs mittlerweile eine Reisewarnung für Florida erlassen, darunter die US-Bürgerrechtsorganisation “National Association for the Advancement of Colored People” (NAACP).
Maynard James Keenan erklärte nun, “dass er kein politischer Mensch sei” und er lediglich “die neuen Technologien zeigen wollte”: “Es ist ziemlich verrückt, wie sich die Technologie und die Prothesen heutzutage entwickelt haben, und ich habe mir überlegt, diesen Look wieder aufleben zu lassen. Und das ist wirklich alles, was es dazu zu sagen gibt. […]”. Zudem betonte er, bereits in den Neunzigern in ähnlichen Outfits aufgetreten zu sein: “Ich habe schon Crossdressing praktiziert, als diese Leute noch in den Windeln steckten.”
Der Tool- und Puscifer-Frontmann äußerte sich allerdings trotzdem kritisch gegenüber den neuen Gesetzen und sprach der Community seine Unterstützung zu: “Ich denke, es ist absurd, den Zugang der Menschen zu allem zu beschränken. Eine gute Erziehung erlaubt es, den Kindern beizubringen, vernünftig zu sein, nachzudenken und selbst zu entscheiden, was sie sehen wollen und was nicht.”
Mit Tool spielt Keenan in diesem Jahr nur einige ausgewählte Konzerte in den USA. Ihr aktuelles Album “Fear Inoculum” war im August 2019 erschienen. Dazwischen kehrt er mit Puscifer für einige ausgewählte Konzerte in diesem Sommer erneut nach Europa. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Live: Puscifer
26.06. Hamburg – Docks
27.06. Berlin – Huxleys Neue Welt
28.06. Berlin – Huxleys Neue Welt