Die Modekette H&M hatte in der Vergangenheit öfter Metalbands wie Motörhead, Metallica oder zuletzt Slayer vereinnahmt und deren T-Shirts bei sich angeboten – zum Ärger vieler Metal-Fans, die ihre geliebten Szene-Idole zum Mode-Gag degradiert sahen.
Nachdem die Modefirma nun in ihrer aktuellen Kollektion einige Shirts und Jacken mit Patches und Motiven erfundener Metal-Bands mit Namen wie Mortus, Motmros, Blast, Grey, YVAEH, Lany und Crepuscular anbot, wurde es einigen Metallern zu bunt.
Eine Gruppe um den Moonsorrow- und Finntroll-Musiker Henri Sorvali begann, die nicht existierenden Bands zum Leben zu erwecken: Sie erfanden das vermeintliche Death-, Black- und Grind-Metal-Underground-Label Strong Scene Productions, auf dem angeblich sämtliche in der Kollektion genannten Bands gesignt waren, richteten eine Facebook-Seite und einen Twitter-Account ein, und veröffentlichten neben Pressefotos und Neuigkeiten sogar eigens für den Spaß aufgenommene Songs der Bands sowie einen Trailer mit Hörbeispielen.
Um H&M zu ärgern, ließen sie die Bands in ihren Biografien und Fotos aber möglichst unangenehm und provokant aussehen: Lany rückten sie mit NS-Symbolen in die Ecke von neofaschistischen NSBM-Bands, ein Album der Band Motmros nannten sie “Holocaust Tomb”.
Die Medien witterten zunächst einen provokanten Marketing-Coup von H&M und schimpften ausgiebig auf die Modekette; um den Spaß noch weiter zu treiben, distanzierten sich die Macher hinter Stong Scene Productions jedoch von H&M und behaupteten, das Unternehmen habe aus freien Stücken die angeblich doch existierenden geschmacklosen und ideologisch brandgefährlichen Bands für seine Kollektion ausgesucht.
Erst nach gut 24 Stunden erbarmte sich Sorvali und klärte den Scherz in einem Interview auf, in dem er die Aktion “cultural jamming”, also eine Art kreativen kulturellen Protest, nannte.
Und auch, wenn immer noch eine minimale Restchance besteht, dass Sorvali und seine Kollegen von H&M engagiert waren: Als Lehrstück über die Empörungsmechanismen von Fans und Medien sowie die Schwierigkeiten bei der Prüfung digitaler Quellen reiht sich die Aktion so oder so nahtlos hinter Jan Böhmermanns Stinkefinger-Video ein.