Man kann es kaum mitansehen: Yasiin Bey wird in orangfarbener US-Häftlingskleidung in einem Stuhl festgeschnallt. Ein Team von Medizinern führt ihm einen Schlauch durch die Nase in den Magen ein. Bey erträgt es vor Schmerzen und Erniedrigung kaum, einen zweiten Versuch bricht er unter Tränen ab.
Wer im Lager neun Mahlzeiten verpasst hat oder wessen Gewicht unter 85 Prozent seines Idealgewichts fällt, muss sich dieser Prozedur unterziehen. Via Röntgenbild wird sichergestellt, dass die Nährstoffe den Magen erreichen. Die Prozedur dauert dabei circa 20 bis 30 Minuten, kann aber auch über zwei Stunden in Anspruch nehmen und findet zwei Mal am Tag statt. Die Häftlinge werden danach in Einzelzellen überwacht, um zu vermeiden, dass sie sich absichtlich übergeben. Sollten sie dies tun, wird der Vorgang wiederholt und sie verbringen den kompletten Überwachungszeitraum festgeschnallt auf dem Stuhl.
Die Menschenrechtsorganisation Reprieve hat das Video in Zusammenarbeit mit dem britischen Regisseur Asif Kapadia und Yasiin Bey – selbst praktizierender Muslim – gedreht. Es soll auf die menschenverachtenden Zustände im Gefangenenlager der Guantánamo Bay Naval Base aufmerksam machen. Seit Februar protestieren viele Häftlinge in Form eines Hungerstreiks gegen die schlechten Haftbedingungen – viele von ihnen haben bis heute keinen fairen Prozess bekommen. Inzwischen sind es über 100, die von der Lagerleitung auf solche Weise zwangsernährt werden. Mindestens vier Häftlinge haben sich jetzt rechtlichen Beistand gesucht, da sie trotz ihres muslimischen Glaubens während des Ramadans zwangsernährt werden sollen.
Yasiin Bey – “Zwangsernährung unter Guantánamo-Standards”