Seit 1988 wühlen sich Mudhoney durch Garage Rock, Punk und Psychedelic, was sie mit beißendem Witz verquicken. Mit der Mixtur wurden sie zu einer der wichtigsten Bands der Grunge-Bewegung. 30 Jahre nach der Gründung wird der Vierer aus Seattle am 28. September mit “Digital Garbage” sein zehntes Album via Sub Pop/Cargo veröffentlichen.
Sänger Mark Arm, Gitarrist Steve Turner, Bassist Guy Maddison und Schlagzeuger Dan Peters nutzen “Digital Garbage” als Ablassventil für den Schnellkochtopf 2018, wobei Arms sardonische Texte einen Zerrspiegel für den immer lächerlicheren Nachrichtenzyklus bieten. “Mein Sinn für Humor ist dunkel, und das sind dunkle Zeiten”, sagt Arm. “Ich nehme an, es wird immer dunkler.”
Der Titel von “Digital Garbage” stammt aus dem Outro des Tracks “Kill Yourself Live”, das von einem aufgepeppten Orgel-Solo zu einem trostlosen Blick auf die Art und Weise übergeht, wie Bekanntheit viral wird. “Ich bin nicht auf Social Media, also ist meine Erfahrung etwas begrenzt”, sagt Arm. “Aber die Leute scheinen wirklich Bestätigung in der Art zu finden – und dann gibt es Facebook Live, wo Leute Folter und Mord gestreamt haben – oder, im Fall von Philando Castile, von einem Polizisten ermordet wurden. Während des Schreibens dieses Liedes habe ich darüber nachgedacht, wie man, wenn man einmal etwas online gestellt hat, es nicht mehr wegwischen kann. Es wird immer da sein – auch wenn es niemand ausgräbt, es schwebt immer noch irgendwo da draußen.”
Passend dazu schweben Teile der jüngsten Nachrichtenereignisse durch die Platte: “Please Mr. Gunman”, auf dem Arm über die rasende Einlage seiner Bandkollegen brüllt: “We’d rather die in church!”, wurde von der idiotischen Reaktion eines Fernsehnachrichtensprechers auf eine Schießerei in einer Kirche 2017 inspiriert, während der ominöse Refrain, der den unterkühlten Blues von “Next Mass Extinction” einleitet, an die Zusammenstöße von Antirassisten und Rechtsextremisten des letzten Sommers in Charlottesville erinnert, obwohl Arms brutale Darbietung hilft, sie in eine Anklage zu verwandeln.
Arm ging sogar zurück in die Vor-Mudhoney-Ära für die titelgebende Beleidigung von “Hey Neanderfuck”. “National Lampoon machte in den 70ern mehrere Comedy-Platten, und in einem Sketch wird jemand Neanderfuck genannt”, lacht Arm. “Ich habe diese Beleidigung immer geliebt und mich gefragt, warum sie nie Teil des amerikanischen Lexikons wurde – sie ist so brutal. Es war höchste Zeit, das zu benutzen.”
“Digital Garbage” hat die Band mit Johnny Sangster im Seattle Studio Litho aufgenommen hat. “Digital Garbage” schließt mit “Oh Yeah”, einer kurzen Party zum Skateboarden, Surfen, Biken und der Freude an diesen Fluchtventilen. “Ich hätte wirklich gerne Songs darüber geschrieben, wie man einfach am Strand rumhängt und einen schönen Urlaub macht”, so Arm. “Aber, weißt du, das macht wahrscheinlich keinen tollen Rock aus.”
Ab dem 13. November sind Mudhoney dann auf Europa-Tour. Tickets für die fünf deutschen Daten gibt es bei Eventim.
Stream: Mudhoney – “Paranoid Core”
Cover & Tracklist: Mudhoney – “Digital Garbage”
01. “Nerve Attack”
02. “Paranoid Core”
03. “Please Mr. Gunman”
04. “Kill Yourself Live”
05. “Night And Fog”
06. “21st Century Pharisees”
07. “Hey Neanderfuck”
08. “Prosperity Gospel”
09. “Messiah’s Lament”
10. “Next Mass Extinction”
11. “Oh Yeah”
Live: Mudhoney
13.11. Berlin – Festsaal Kreuzberg
14.11. Hamburg – Fabrik
15.11. Köln – Gebäude 9
19.11. Frankfurt – Zoom Club
20.11. München – Strom