0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Startseite » News »

Musikwelt reagiert auf Waldbrände in Los Angeles: "Gefühl wie bei 9/11"

Waldbrände in Kalifornien

»Wird es jemals wieder so sein wie früher?«
Seit Anfang der Woche toben verheerende Feuer in Los Angeles und Südkalifornien. Mehr als 10.000 Gebäude wurden bereits zerstört oder beschädigt – Hunderttausende mussten ihre Häuser verlassen. Darunter auch unzählige Musiker:innen. Wir sprachen mit einigen davon über die aktuelle Situation, andere teilten ihre Eindrücke über die sozialen Medien.
Eines von Tausenden: Durch die Waldbrände zerstörtes Haus am Pacific Coast Highway in Los Angeles (Foto: Apu Gomes/Getty Images)
Eines von Tausenden: Durch die Waldbrände zerstörtes Haus am Pacific Coast Highway in Los Angeles (Foto: Apu Gomes/Getty Images)

Während es in Deutschland regnet und schneit, herrschen in Südkalifornien, insbesondere im Großraum Los Angeles, apokalyptische Zustände. Seit Dienstag, dem 7. Januar, breiten sich wegen ungewöhnlich trockener Bedingungen Waldbrände, befeuert durch starke Winde, rasant in der Region aus. Bislang sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen, rund 10.000 Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Etwa 300.000 Haushalte müssen aktuell ohne Strom auskommen. Für mindestens 180.000 Menschen galten verpflichtende Evakuierungsbefehle, Zehntausende weitere befinden sich mit ihnen auf der Flucht aus ihrer Heimat. Während zwei Großfeuer immer noch nicht unter Kontrolle sind, werden die Brände bereits jetzt als eine der schlimmsten Katastrophen in der jüngeren Geschichte der Region eingestuft.

Von den Bränden sind auch viele Musiker:innen und Persönlichkeiten aus der US-Musikindustrie betroffen, da ein großer Teil davon in LA ansässig ist. Zachary Cole Smith von Diiv verlor in den Feuern bereits sein ganzes Hab und Gut. Andere konnten rechtzeitig fliehen. Mit einigen davon, konnten wir Kontakt treten, um über die verheerende Situation zu sprechen.

Waldbrände: Musiker:innen mussten Häuser evakuieren

Autry Fulbright II (Ex-Trail Of Dead, Ex-OFF!) etwa konnte die Stadt noch verlassen. Bestätigt aber die “entsetzlichen” Bilder aus den Medien. “Viele Menschen, die ich persönlich kenne, haben ihre Häuser und ihr Hab und Gut verloren. Musiker und bildende Künstler haben unersetzliche Werke und Werkzeuge ihres Handwerks verloren”, schreibt uns Fulbright. “Ich wurde hier geboren und hege eine tiefe Liebe zu dieser Stadt. Die Magie, die Mystik und die Geschichte von LA sind in der Musik von …Trail Of Dead und OFF! nicht zu unterschätzen – auch bei anderen Bands, die wir alle kennen und lieben. Schon die unsicheren Zeiten in Verbindung mit der langsamen Erholung von der Pandemie waren eine Herausforderung für die Stadt, aber ich bleibe bei meiner Hoffnung, dass genau wie bei den Erdbeben, Unruhen und Bränden zuvor nichts den unermüdlichen Geist und die Freude, die in Los Angeles herrschen, völlig zerstören kann. Trotz dieser aktuellen Tragödie ist es eine Stadt der Träume, die zum Leben erwacht. Wir werden siegen.”

Psych-Pop-Solokünstler Morgan Delt lebt seit 22 Jahren im Topanga Canyon und wurde bereits am Dienstag aus dem Haus evakuiert, in dem er seine beiden Alben im Heimstudio aufgenommen hat und seine beiden Kinder großzieht. Seitdem ist er an verschiedenen Orten vorübergehend untergekommen. Bis auf ein paar Gitarren mit sentimentalem Wert musste er alles zurücklassen. Die Zukunft des Hauses und seiner Familie: ungewiss, “während das Feuer jeden Tag näherrückt und die einzigen Informationen, die wir haben, vage und manchmal widersprüchlich sind”, so Delt. “Es ist nicht das erste Mal, dass ich evakuiert werden musste, aber so nah war das Feuer noch nie an meiner Nachbarschaft, und im Moment sieht es nicht gut aus. Die Menschen in Topanga kennen die Gefahr von Waldbränden und sind es gewohnt, evakuiert zu werden und sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Aber dieses Feuer hat andere Teile der Stadt auf eine Weise getroffen, auf die sie nicht vorbereitet waren. Daher glaube ich, dass die Angst und die Unruhe viel weiter verbreitet sind als bei uns in den Santa Monica Mountains, die wir wissen, worauf wir uns eingelassen haben.”

Billy Corgan ist aktuell offenbar auch in Sicherheit. Wie bedrohlich die Lage weiterhin ist, zeigte der Frontmann von den Smashing Pumpkins in zwei kurzen Videos über Instagram, in denen er den Blick von seinem Balkon auf riesige graue Wolken zeigt. Corgan stellt klar, dass es sich um Rauch handelt. Er fuhr fort: “Die Luftqualität in meinem Wohnort ist nicht allzu schlecht. Das hat den Husten nicht gerade gelindert, aber das ist nur eine Kleinigkeit im Vergleich zu all den unglaublichen und furchtbaren Verwüstungen.” Nachts wolle er für alle beten und hofft, “dass die Situation für das gesamte Gebiet, das so groß und voller Natur ist, unter Kontrolle gebracht werden kann. Der Verlust insgesamt ist schrecklich und unaussprechlich, und das ist es, was ich hervorheben möchte, denn die Brände berühren alle Schichten der Gesellschaft.”

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von William Patrick Corgan (@billycorgan)

Ob Kim Gordon ihr Haus in Los Feliz ebenfalls verlassen musste, wird aus ihrem Instagram-Posting nicht ersichtlich. Offenbar befindet sich das ehemalige Sonic Youth-Mitglied aber ebenfalls in Sicherheit an der Küste. Zu der Katastrophe teilt sie ziemlich ernüchternde Gedanken: “Wird es jemals wieder so sein wie früher? Ich erinnere mich, dass ich dieses Gefühl hatte, als 9/11 passierte.”

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Kim Gordon (@kimletgordon)

Auch die Kinder von Blink-182-Drummer Travis Barker teilten gestern in ihren Instagram-Storys, dass sie ihr Haus verlassen mussten. Albama Barker schrieb etwa: “Gerade aus meinem Haus evakuiert wegen der Waldbrände in Los Angeles, bitte begebt euch in Sicherheit! Sie sagen, dass sich die Brände in Sekundenschnelle um die Größe eines Fußballfelds ausbreiten.”

Ebenfalls vor den Waldbränden geflüchtet ist Kevin Morby. “Mehrere Freunde – mehr als ich an zwei Händen abzählen kann – haben heute ihre Häuser verloren”, so der Indiefolk-Songwriter. “Katie [Crutchfield] und ich haben uns heute früh für eine Evakuierung entschieden und sind in Sicherheit, danke an alle, die sich gemeldet haben. Los Angeles war in den vergangenen 15 Jahren mehrmals mein Zuhause. Es ist einer meiner Lieblingsorte auf der Welt, und zu sehen, wie er brennt, bricht mir wirklich das Herz.” Er schloss sein Posting mit einem Auszug aus “Ask The Dust” (1939) von US-Schriftsteller John Fante: “Los Angeles kam zu mir, wie ich zu dir kam, meine Füße über deine Straßen, du hübsche Stadt, die ich so sehr liebte, du traurige Blume im Sand, du hübsche Stadt!“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Kevin Morby (@kevinmorby)

Während etwa Dave Grohls Tochter Violet fleißig Spendenkampagnen oder Hilfsangebote über Social Media teilt oder das Label Fat Wreck direkt zu Spenden für League Of California Community Foundation oder Pasadena Humane Society aufruft, bietet zum Beispiel Together Pangea-Bassist Danny Bengston aktiv seine Hilfe als Fahrer mit seinem Truck an und verteilt Atemschutzmasken.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Fat Wreck Chords (@fat_wreck)

Klimaängste werden zur realen Gefahr

Am vielleicht persönlichsten wurde es bei Bethany Cosentino von Best Coast. Das Haus der frischgebackenen Mutter war zwar nicht unmittelbar von den Waldbränden bedroht, wegen der starken Rauchentwicklung verließ sie trotzdem das Gebiet und teilte ihre Gedanken mit, die einen tragischen Hintergrund in Bezug auf die aktuelle Lage der Welt haben: “Ich habe gestern hin und her überlegt, ob ich die Stadt verlassen oder zu Hause bleiben soll, und mich schließlich für Luna entschieden. Für ihre winzig kleine Lunge. Für ihre Sicherheit”, so Cosentino. “Einer meiner größten Vorbehalte, ein Kind zu bekommen, bezog sich immer auf meine Klimaangst und die drohende Gefahr einer Katastrophe. Ich war mir nie ganz sicher, ob es die beste Idee ist, neues Leben auf einen sterbenden Planeten zu bringen.”

Weiter schrieb sie: “Als ich gestern mit ihr in ihrem Autositz die Stadt verließ, wurden diese Ängste, die ich einst hatte, wahr. Die Visionen, mit einem Kind unter einem orangefarbenen Himmel aus meiner Heimat zu fliehen, die ich einst hatte, waren völlig real. Ich weinte und fragte mich, ob das ihr ganzes Leben lang so sein würde. Ob sie diesen wunderschönen Planeten so erleben wird, den die Menschheit und die Milliardäre behandeln, als sei er nur eines von vielen Häusern für menschliches Leben.” Ihr Solodebüt “Natural Disaster” 2023 behandelte bereits Klimakatastrophen als drängendsten Problem der Gegenwart.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Bethany Cosentino (@bethany_cosentino)

Wir werden den Artikel fortlaufend aktualisieren.

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel