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News-Rückblick August 2002

News-Rückblick August 2002
Die wichtigsten News des Monats von Radiohead, Massive Attack, Dillinger Escape Plan, der Debatte um Künstlerverträge, vom Leeds Carling Weekend und dem 16. Bizarre Festival.

Nicht ohne Schatten fiel das Resümee zum eigentlich von der Sonne verwöhnten 16. Bizarre Festival in Weeze aus. Einerseits waren den 40 000 Besuchern drei herrliche Tage mit hochkarätigen Bands vergönnt und zeigten sich auch die Veranstalter zufrieden über den reibungslosen Ablauf und die gelungene Kooperation unter allen beteiligten Partnern. Andererseits wurde der letzte Tag von einem tragischen Unglücksfall überschattet, als die 7-jährige Tochter eines Produktionsmitarbeiters hinter der Hauptbühne in ein altes Feuerlöschbecken gefallen war. Eine sofortige Reanimation blieb leider erfolglos. Obendrein war es nach Abschluss des Bizarre-Festivals am Sonntagabend auf dem Campinggelände zu Zwischenfällen gekommen. Nachdem mehrere hundert Besucher ein großes Feuer entfacht und die anrückenden Einsatzkräfte davon abgehalten hatten, den Brand zu löschen, erfolgten neun Festnahmen wegen Landfriedensbruchs. Die Veranstalter hierzu: “Wir bedauern die Ereignisse der letzten Nacht, die leider ein Festival, das so friedlich und erfolgreich verlaufen ist, ad absurdum führen. Es ist nicht akzeptabel, dass ein winziger Bruchteil der Besucher unserer Veranstaltung ein wundervolles Wochenende für Zehntausende zu zerstören versucht und das gesamte Festival in Misskredit bringt. Diese müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie mit ihrem Verhalten die Zukunft des Festivals ernsthaft in Frage stellen.“ Bleibt zu hoffen, dass das 17. Bizarre Festival vom 22. – 24.08. 2003 wieder in Weeze stattfinden kann. Die Verhandlungen mit der Flughafenbetreibergesellschaft zur Erhaltung des Standortes laufen bereits auf Hochtouren. +++ Diesbezüglich stand auch das diesjährige Leeds Carling Weekend unter keinem guten Stern, denn das Festival brachte ebenso Randale, Verwüstung und auch einen Todesfall mit sich. Für einige hundert Krawallmacher standen nicht Musik und Festival-Feeling im Vordergrund, stattdessen steckten sie Toiletten in Brand, bedrohten und verprügelten Polizisten. Zwei haushohe Flammenkegel, Prügeleien und ein über dem Gelände kreisender Polizei-Helikopter erinnerte eher an eine Straßenschlacht, denn an ein Musikfestival. Es gab zahlreiche Festnahmen und viele Verletzte. Als weitere Tragödie gilt der Tod eines 19-jährigen Festivalbesuchers, der leblos in seinem Zelt aufgefunden wurde. Wahrscheinlich starb der junge Mann an einem Herzstillstand. +++ Über die endgültige Song-Palette für ihr nächstes Album (VÖ: März 2003) ließen Radiohead ihre Fans befinden. Bei ihren Live-Shows in Portugal und Spanien spielten die Engländer insgesamt 16 neue Titel, wobei die jeweiligen Publikumsreaktionen über die mögliche Album-Tauglichkeit der Songs entschied. Seit Beginn der Tour existieren im Internet diverse Bootlegs der neuen Songs, die von verschiedenen Fansites herunter geladen werden können. Ganz zum Mißfallen ihrer Plattenfirma ‚EMI’ sprach sich die Band eindeutig für die Möglichkeit des Downloads ihrer Live-Aufnahmen aus. +++ Massive Attack gehörten im August zu den ersten Künstlern, die Front gegen einen möglichen Krieg gegen den Irak machten. Die Trip-Hopper aus Bristol riefen ihre Musikerkollegen dazu auf, sich einer Petition anzuschließen, die einen britischen Kriegsbeitritt verhindern soll, wie Bandmitglied 3-D erläuterte: “Wir werden versuchen, eine Unterschriftensammlung gegen den Krieg der USA und den Beitritt Großbritanniens zu starten. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie die USA noch mehr Menschen tötet, um sich ihre Macht im Mittleren Osten sowie im Ölgeschäft zu sichern.” +++ Die Entrüstung bezüglich der Arbeit der großen Labels schwoll im Sommer zum Sturm an, als sich zahlreiche Musiker über unzureichende Gewinnbeteiligung und geringe Tantiemen-Sätze beklagten. Ursache hierfür sind zumeist völlig unzeitgemäße Uralt-Verträge, die vor allem im Bereich Musikvideo-Produktion große Nachteile für die Künstler in sich bergen. So ist in den Standardverträgen der amerikanischen Musikindustrie verankert, dass der Interpret zwar die Hälfte der Produktionskosten zu tragen habe, zugleich aber nicht an den, nicht selten millionenschweren, Lizenzvereinbarungen mit TV-Sendern beteiligt wird. Don Engel, Rechtsvertreter mehrerer Künstler in den USA, forderte primär mehr Transparenz bei der Abrechnung von Leistungen der Labels (u.a. Vertrieb im Ausland) und eine aus seiner Sicht längst fällige Anpassung der Standardverträge. +++ Nachdem Greg Puciato, Frontmann von Dillinger Escape Plan, beim englischen Reading-Festival auf der Bühne seinen Darm entleert hatte, lieferte er auch eine konsequente Begründung für seine zappaeske Tat: „Was viele Musiker heute unter der Bezeichnung ‚Kunst’ abliefern, ist auch nichts anderes als das, was ich auf der Bühne gemacht habe. Das Festival schien mir eine gute Plattform, um diesen Vergleich anschaulich zu machen. Außerdem musste ich halt, und auf der Bühne gibt es leider keine Toilette.“ Stefan Layh