+++ Im Monat November machen die ehemaligen zwei Haupprotagonisten von Blur vor allen anderen von sich reden. Während sich Graham Coxon für ein Projekt der Londoner Tate Gallery von einem Werk des amerikanischen Malers Franz Schrieben zu einem neuen Song inspirieren lässt, lehnt er eine von Blur-Bassist Alex James forcierte Reunion mit seiner ehemaligen Band erst rundweg ab, kann sich aber nur wenige Tage später eines neues Blur-Album mit seiner Beteilung vorstellen. Damon Albarn ist dagegen so in Arbeit vertieft, dass er zu einer Blur-Reunion gar nichts sagt. An den Tagen an denen er in Großbritannien mit seinem neuen, die Hitparade stürmenden Projekt The Good, The Bad And The Queen keine Konzerte gibt, fliegt Albarn nach Algier um dort mit der Band El Gusto ein Album aufzunehmen, arbeitet mit seinem Gorillaz-Kollegen Jamie Hewlett an einem Musical namens “Monkey: Journey To The West” oder berät sich mit Monty Python-Fame Terry Gilliam über eine filmische Umsetzung der Gorillaz-Bandgeschichte.
+++ Entgegen aller Erwartungen kann man im November über Pete Doherty (auch, aber nicht nur) Dinge schreiben, die tatsächlich mit Musik zu tun haben. So nimmt er gemeinsam mit Mike Skinner eine Single-Version des The Streets-Songs “Prangin’ Out” auf. Gegen Ende des Monats erscheint gar ein Video des neuen Babyshambles-Songs “The Blinding”, der Vorbote für die im Dezember erscheinende EP ist.
+++ Nach ihrer Europatournee schöpfen Sugarplum Fairy Kraft für neue anstehende Touren. Zwischendrin verdingt sich Sänger Victor Norén nebenbei als Schauspieler. Im nächsten Jahr soll er als Mick Jagger in dem Film über das Leben der 68er-Ikone Uschi Obermaier namens “Eight Miles High” (dt. Titel: “Das wilde Leben”) zu sehen sein. Kinostart ist Anfang Februar.
+++ Der Chartstürmer Eric Prydz freut sich im November über die Zusage Pink Floyds, als erster Künstler überhaupt, ein Sample des Songs “Another Brick In The Wall (Part 2)” nutzen zu dürfen. Das Ergebnis heißt “Proper Education” und soll offiziell Ende des Jahres erscheinen.
+++ War es im Oktober noch Kurt Cobain der einen neuen Rekord aufstellte, stellt die wohl bekannteste dienstälteste Rockband im Oktober einen eigenen Rekord auf. So verweisen die Rolling Stones mit ihrer “A Bigger Bang”-Tour die bisherigen Spitzenreiter U2 auf die hinteren Einkommens-Plätze. In über 110 Shows spielten die Stones vor mehr als 3,5 Millionen Menschen und verdienten mehr als 437 Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: U2 konnten zuletzt mit 121 Konzerten “nur” zirka 377 Millionen US-Dollar verdienen. Aber alle irdische Güter zählen nur die Bohne, wenn man die einzige weltliche Popband ist, deren Musik in einem eigenem kirchlichen Gottesdienst gespielt wird.
+++ Sehr weltlich dagegen läuft es auf der US-Tour von Guns N’Roses. Ein mit Pöbellaune gesegneter Axl Rose entlässt noch während des ersten Konzertes der gemeinsamen Tour, seine Supportband Eagles Of Death Metal und nennt sie “Pigeons Of Shit Metal”. Tags drauf entschuldigte sich Axl Rose über seinen Tourmanager bei Jesse Hughes mit der Bitte, doch weiterhin als Support mitzureisen. Hughes antwortet: “You can tell that motherfucker to go and fuck himself.” Nebenbei: “Chinese Democracy” ist natürlich nicht erschienen und wird es dieses Jahr auch nicht mehr. Später gibt sich Rose reumütig und versichert, das Album am 06. März 2007 veröffentlichen zu wollen.
+++ Gedenkt man im November doch eigentlich dem Heiligen Martin, der brüderlich seinen Mantel teilte, war der November 2006 geprägt von vielen Streitigkeiten. Vor Gericht begegnen sich unter anderem Hawthorne Heights gegen ihr Label Victory Records sowie selbiges gegen Virgin Records und EMI Music. Hawthorne Heights wollen, dass das Indielabel Victory sie aus ihrem Vertrag entlässt, während Victory 20 Millionen US-Dollar Schadensersatz von den Major-Labels verlangt, die die Band zu sich “gelockt hätten”. Für einige Prozesse sorgt auch der “Doku”-Streifen “Borat – Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen”, dessen Filmfirma von unter anderem von Minderheiten-Verbänden, unfreiwilligen Darstellern, einem Dorf in Rumänien und gar der kasachischen Regierung verklagt wird. Nicht vor Gericht landet der Streit zwischen Atreyu und From First To Last, die von ersteren aus dem Line-Up der gemeinsamen Tour geworfen wurden. Grund war die Gage, die ihnen Atreyu nicht mehr zahlen wollten, weil FFTL-Sänger Sonny Moore krankheitsbedingt ausgewechselt werden musste. Die (un)sinnige Argumentation: “Ihr seid keine vollständige Band, also gibt es auch keine vollständige Gage. Ihr wollt trotzdem die komplette Summe? Dann schmeißen wir euch raus, denn wir wollen mit Bands zu tun haben, die nur dem Geld hinterher sind.” Bei Trail Of Dead ging es da schon härter zur Sache. Erst setzt Jason Reece vier körperlich überlegene Angreifer mit Stühlen, Bierflaschen und Plattenspielern außer Gefecht, später im Monat ist Conrad Keely während eines Konzertes offenbar derart über den mental neben sich stehenden Gitarristen Kevin Allen verärgert, dass er diesen auf einen Verstärker stößt und das Konzert verlässt.
+++ Neue Projekte von alten Bekannten drängen an die Öffentlichkeit. Ex-Boxsetsfire-Frontmann Nathan Gray stellt seine neue Band Gimme Shelter vor, Bad Religion-Gitarrist Greg Hetson sein Nebenprojekt Black President. Nick Cave mit E-Gitarre und Martyn Casey sowie Jim Sclavunos von den Bad Seeds nennen sich Grinderman, die ehemaligen Black Sabbath ohne Ozzy Osbourne und Bill Ward – dafür mit James Dio und Vince Appice – sich Heaven And Hell. Die Hardcore-Urväter Bad Brains wollen es noch einmal wissen, ebenso wie Van Halen, bei denen allerdings noch Sänger David Lee Roth zögert. Kurz vor Schluss verkündet auch Ex-Nirvana-Bassist Krist Novoselic wieder Musik machen zu wollen und steigt bei der Punkband Flipper ein.
+++ Bei Rancid und Cradle Of Filth gibt es Veränderungen am Schlagzeug. Brett Reed verlässt Rancid, dafür stößt aber Brandon Steineckert von The Used hinzu. Von Cradle Of Filth verabschiedet sich Adrian Erlandsson, um sich eigenen Projekten zu widmen. Dafür übernimmt Martin Skaroupka. Jeff DaRosa steigt bei The Exit aus und hinterlässt einen bislang vakanten Posten als Bassist. Ihre komplette Auflösung geben dagegen Supersystem, True Sounds Of Liberty und The Letters Organize bekannt.
+++ Neue Alben auf die wir uns noch bis nächstes Jahr gedulden müssen werden auch im November zuhauf angekündigt. Hier eine Auswahl. Tocotronic geben bekannt, das neue Album sei bis auf “Kleinigkeiten, wie Alphörner, Harfen und Seemanschöre” im Kasten und würde im Januar abgemischt werden. Beide Teile des ehemaligen Arab Strap-Duos arbeiten mit verschiedenen Gästen an eigenen Projekten. Malcom Middleton macht “ein Pop-Album für Leute, die Pop-Musik hassen” und “A Brighter Beat” heißt. Aidan Moffat nennt seinen Alleingang “Dip”. Große Freude bereitet auch die Nachricht der Beatsteaks endlich neue Songs aufnehmen zu wollen. Außerdem geben sie für Mai eine Tour bekannt, von der große Teile nur wenige Wochen später bereits ausverkauft sein werden. Voraussichtlich im Februar soll das neue Album von Comeback Kid erscheinen. Im Laufe des Monats sickert durch, dass der Titel “Broadcasting” lautet. Bright Eyes-Frontmann Connor Oberst zeigt sich tief beeindruckt von den letzten Naturkatastrophen, weshalb sich sein neues Album “Cassadaga” um die Apokalypse drehen soll. Dank emsiger Hilfe durch ihre Freunde Jack White und Billy Corgan kommt Garbage-Frontfrau Shirley Manson mit den Arbeiten an ihrem Soloalbum gut voran. Im März nächsten Jahres soll es dann soweit sein. Nur als Trio – ohne Charlotte Hatherley – arbeiten Ash fleißig an dem Nachfolger von “Meltdown”, der im Mai erscheinen soll.