+++ Auf dem Grab von At The Drive-In lässt sich weiterhin hervorragend musizieren: The Mars Volta veröffentlichen mit “Amputechture” ihr drittes Album und erste Höreindrücke vom neuen Sparta-Album “Threes” deuten an, dass auch von den restlichen Überbleibseln Großes auf uns zukommen wird.
+++ Die Punk-Rock-Welt ist wieder in Ordnung: Die Hot Water Music-Nachfolger The Draft überzeugen mit dem Debüt “In A Million Pieces” auf der ganzen Linie. Und Samiam veröffentlichen das Quasi-Comeback “Whatever’s Got You Down” nach mehreren So-Gut-Wie-Auflösungen und einer sechsjährigen Veröffentlichungspause. Beiden Bands gefällt die gemeinsame Tour im Herbst so gut, dass sie mit dem Gedanken spielen, eine Split-CD zu veröffentlichen.
+++ Und auch der deutsche Hip Hop hat nach einem von (Aggro-)Berlin aus gelenkten Sündenfall die Vertreter des guten Geschmacks zurück: Dendemanns Solodebüt “Die Pfütze des Eisbergs” und Blumentopfs “Musikmaschine” bieten erfrischend unprolligen Wortwitz.
+++ Nach zwei überaus erfolgreichen Alben machen Franz Ferdinand erst einmal Pause, um dem Aufnahmen-Touren-Aufnahmen-Trott zu entkommen. Sänger Alex Kapranos will sich Daheim bei den Kumpels zurücksozialisieren. Gitarrist Nick McCarthy veröffentlicht derweil das Album “Only An Orchard Away” seines Projektes Box Codax, das in Sachen Tanzflächen- und Massentauglichkeit allerdings weit von seiner Hauptband entfernt ist.
+++ Nicht nur eine Pause, sondern die Trennung geben diesen Monat die Hardcoreler Betrayed nach nur einem Album, das Indie-Postfolk-Duo Arab Strap nach genau zehn Jahren und die Pop-Punker The Travoltas nach gar 16 Jahren Bandgeschichte bekannt.
+++ Besetzungswechsel? Bitte: The Used schmeißen Schlagzeuger Branden Steineckert aus der Band. Bis heute wurde kein Nachfolger benannt. Ähnlich fragwürdig der Nachfolger von Tobias Helmlinger bei The Robocop Kraus. Die geben zwar schon im September bekannt, dass ihr Bassist sie in aller Freundschaft zum Jahresende (letztes gemeinsames Konzert war am vergangenen Samstag) verlässt, haben aber noch keinen neuen Namen für uns. Anders bei den Jungspunden von Be Your Own Pet, die Schlagzeuger Jamin Orrall durch den noch jüngeren, nämlich 16-jährigen, Jason Eatherly ersetzten. Orrall widmet sich lieber seinem Familien-Label Infinity Cat und seinem angestrebten Hochschulabschluss.
+++ Evan Dando hält sein Wort und veröffentlicht nach zehn Jahren tatsächlich ein weiteres Lemonheads-Album. Davon, dass im nächsten Jahr sein vierzigster Geburtstag ansteht, ist nichts zu merken und auch bei den später folgenden Konzerten macht Dando eine gute Figur. Willkommen zurück! Gleiches würden viele auch gern den legendären Afghan Whigs entgegen rufen, die aber derzeit noch offen lassen, ob ihre zeitweilige Reunion nicht doch von Dauer sein wird. Eigentlich wollen sie nur zwei Songs für die im nächsten Jahr anstehende Band-Retrospektive schreiben. Deutlicher stellen die einstigen Emo-Vorreiter Texas Is The Reason klar, dass auf das Reunion-Konzert zum zehnjährigen Jubiläum des einzigen Albums “Do You Know Who You Are?” nicht von einer Tour oder gar einem neuen Album gefolgt wird. Ebenfalls eine Jubiläums-Show kündigen die Sugarcubes um Sängerin Börk an. Aber auch ihr Konzert im November zum zwanzigsten Geburtstag der Band bleibt ein Einzelfall.
+++ Auf den viel zitierten Solo-Pfaden wird diesen Monat auch gewandert: Air-Hälfte Jean-Benoit Dunckel veröffentlicht sein erstes selbstbetiteltes Soloalbum unter dem Namen Darkel. Genauso Max Schröder: Tomtes Keyboarder und Olli Schulzes Hund Marie bleibt mit seinem ersten Solo-Album “Hooligans & Tiny Hands” ganz in der Tradition des Grand Hotels. Nach James Dean Bradfield veröffentlicht mit Nicky Wire der zweite Manic Street Preacher ein Soloalbum in diesem Sommer. Das mit seiner Band The Secret Society eingespielte Werk hört auf den verstörenden Namen “I Killed The Zeitgeist”. Und ein letzter Egotrip: Nachdem Chris Cornell klarstellt, dass ein Solo-Album seinerseits nicht die Trennung von Audioslave zur Folge hat, gibt es Ende September schon mal seinen Titelsong zum neuen James Bond-Film zu hören.
+++ Der wahnwitzig, mit allerlei gefährlichem Tier auf den Armen in die Kamera blickende Steve Irwin – besser bekannt als Crocodile Hunter – ist tot. Seine – auch als Zerstörung der natürlichen Umgebung wilder Lebewesen ausgelegte – Tierliebe wurde dem 44-jährigen zum Verhängnis, als er bei Dreharbeiten einem Mantarochen zu nahe kam. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Auch von einer deutschen TV-Kultperson müssen wir uns verabschieden: Die Else Kling der Lindenstraße, Annemarie Wendl, verstirbt im Alter von 91 Jahren an Herzversagen. Ebenfalls an Herzversagen stirbt der ehemalige King Crimson-Frontmann und spätere Bad Company-Bassist Boz Burrell mit 60 Jahren in seinem Haus in Spanien. Mit nur 35 Jahren nimmt sich der ehemalige Hatebreed Gitarrist Lou “Boulder” Richards das Leben. Einen Monat nach seinem Tod findet ein Tribute-Konzert zu seinen Ehren statt.
+++ Da staunen einige Paris Hilton-Fans, die Anfang des Monats nach ihrem Debütalbum “Paris” Ausschau halten, nicht schlecht. Auf dem Cover ist die Hotelerbin mit entblößten Brüsten neben einem Aufkleber mit Songtiteln wie “Why Am I Famous?”, “What Have I Done?” und “What Am I For?” zu sehen. Die Verunstalter/Verschönerer sind Graffiti-Künstler Bansky und Gnarls Barkley-Hälfte Danger Mouse. Neben nackten Brüsten auf dem Cover sind im Booklet der verfälschten Exemplare allerhand weitere obskure Abänderungen zu sehen. Auf einem Bild ist Paris neben dem Spruch “Every CD You Buy Puts Me Even More Out Of Your League”. Ein weiteres zeigt sie vor Obdachlosen mit dem Spruch “90% Of Success Is Just Showing Up”. Während sich die wenigen Exemplare bei Online-Auktionen für bis zu 750 Pfund verkauften, schwieg Paris zu der Shopping-Guerilla-Aktion. Eine selbstgefilmte Kurzdoku über das ganze Unternehmen ist seitdem hier zu finden. Wie das Booklet genau verändert wurde, lässt sich in dieser Galerie sehen.