Hi James, was bedeutet dir Skateboarding?
James Price: Ich hab’ zum ersten Mal mit 9 auf dem Skateboard gestanden, ganz klar inspiriert von Tony Hawk, den ich damals immer am Computer gespielt habe. Von da an war ich vom Skaten besessen, was sich auch in meinem Freundeskreis, meiner Kleidung und dem ganzen Lifestyle niederschlug. Inzwischen stehe ich leider kaum mehr auf dem Brett, denn als Schlagzeuger lebe ich mit der Angst, mit dauerhaft die Hände oder die Knöchel zu verletzen. Bei praktisch jedem anderen Beruf hätte ich das Problem wohl nicht in der Form. Mir hat wirklich das Herz geblutet, als ich vorhin vor der Venue all den Skatern bei ihren Tricks zugesehen habe.
Was ist für dich das Besondere an der Skateboard-Kultur?
Ich sage mal so: Skateboarding ist einerseits eine Sportart, aber noch viel eher ist es eine Kunstform. Neulich habe ich gehört, dass es demnächst genau wie Surfen zur olympischen Disziplin erklärt wird, was ich vollkommen abgefahren finde. Vor zehn Jahren wäre diese Idee selbst dem größten Optimisten noch völlig abwegig vorgekommen. Andererseits: Vor hundert Jahren war Tauziehen ja auch olympisch. Und die Pro-Skater von heute verdienen inzwischen siebenstellige Beträge, genau wie andere Athleten.
Gehört für dich eine bestimmte Musik zum Skaten?
Ich glaube, dass sich das rückblickend in verschiedene Epochen gliedert. Als ich mit dem Skaten anfing, standen Bands wie Bad Religion und Social Distortion hoch im Kurs, Bands mit einem Punk- und Hardcore-Hintergrund. Das ist auch nicht weiter überraschend, weil das eben Musik ist, die ganz traditionell vom Verschwenden seiner Jugend handelt. Wenn man sich die Skate-Videos von heute ansieht, fällt aber auf, dass der Soundtrack immer diverser wird und auch andere Genres Einzug halten, HipHop an erster Stelle. Es gibt mittlerweile praktisch keine Musik mehr, die nicht auch zum Skateboarden passt, und wenn man das entsprechende Können auf dem Brett mitbringt, kann man seine Videos sogar mit Chartmusik unterlegen.
Gibt es Pro-Skater, deren Laufbahn du heute noch verfolgst?
Oh ja, da waren über die Jahre auch schon so einige dabei. An erster Stelle steht für mich der Amerikaner Elijah Berle. Der hat übrigens gerade einen neuen sehr stylishen Signatur-Sneaker für Vans herausgebracht, den ich mir auch gleich geholt habe. Einmal bin ich ihm kurz am Flughafen begegnet. Wir hatten es beide supereilig, also habe ich ihm nur kurz zugerufen: “Dude, you rip! We love you! Bye!”, und schon war er weg. Kurze Zeit später nach dieser Begegnung waren wir mit der US-Band Irontom auf Tournee, die tatsächlich einen Song namens “Be Bold Like Elijah” im Programm haben. Wie sich herausstellt, sind sie mit ihm befreundet, und das Video zu dem Song besteht dann auch nur aus Skate-Szenen, bei denen Berle ein paar Ollies auf ihrem Drumkit hinlegt. Kleine Welt!
Wie viele Boards hast du im Laufe deines Lebens bisher gehabt – und waren da auch besondere Modelle dabei?
Insgesamt waren es sicher 15, wobei ich auch eine Menge davon kaputtgefahren habe. Ab und zu habe ich mir auch ein Signature Deck zugelegt, hab aber nie selbst eins gestaltet oder so. Meine Lieblingsmarke war immer Blueprint, die ganz in meiner Nähe produziert hat, aber leider vor ein paar Jahren eingestellt wurde. Das ist eine Tragödie, denn die Dinger waren die pure Magie, für die dann auch mein ganzes Taschengeld draufgegangen ist. Zumindest in dieser Hinsicht sieht es inzwischen besser aus, denn jetzt habe ich einen Kumpel mit einem Skateboardladen, der mir Freundschaftspreise macht.
Letzte Frage: Was ist für dich die wichtigste Gemeinsamkeit zwischen Musik und Skateboard fahren?
Ich würde es mal so ausdrücken: Das sind beides Kunstformen, in denen man auf niemanden anderen angewiesen ist und sich zu 100 Prozent selbst verwirklichen kann. Wir haben keine dubiose Plattenfirma, die uns sagt, welche Musik wir machen sollen, und auch beim Skaten hat man diese komplette Kontrolle über seinen Ausdruck. Wer auf einem Skateboard steht, ist frei. Niemand sagt einem, was man zu tun hat. Und für mich gibt es nichts Schöneres.
Unseren Nachbericht zum House of Vans in Berlin findet ihr hier.