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Nothing - Tourtagebuch China Teil 2

Nothing – Tourtagebuch China Teil 2
Nothing aus Berlin touren eine Woche lang durch China. Was die kleinen Punks im großen Land erleben, erzählen sie bei uns.

Tag 4 / Zugfahrt nach Changsha

13.30 Uhr: Seit 9.05 Uhr sitzen wir im vollbesetzten Zug ins Landesinnere. Ankunft in Changsha um 18:21 Uhr. Immer wieder unfassbar, wie viele Menschen hier immer und überall sind. Der Zug hat locker 20 Waggons und ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Der Bahnhof in Shanghai war eine riesige Halle, wo auf einen Dienstag Vormittag auch die Hölle los war… Viel haben wir sonst wegen Zeitmangel von der Stadt nicht gesehen, aber ein paar Stories von Jan aus Hamburg gehört, der seit 2 Jahren da wohnt und gestern einer der wenigen Besucher beim Konzert in Shanghais ältestem Live-Club Yuyintang (eröffnet 2004) war. Und allein die Vorstellung, dass die Stadt in den letzten 50 Jahren 17 Millionen neue Einwohner dazugewonnen hat, für die logischerweise auch neue Wohnungen gebaut werden mussten, macht klar wie riesig die Stadt ist und wie sehr sie sich auch immer noch verändert. Zum Konzert müssen wir keine großen Worte verlieren, außer dass zu leere und unspannende Konzerte eben zu leere und unspannende Konzert sind – egal in welchem Land. Und dann enterten nach unserem Auftritt auch noch ein paar “Mucker” die Bühne und veranstalteten eine Jam-Session… Auf wundersame Weise war der Club auch plötzlich gut gefüllt… Nun ja.

Gestern startete übrigens auch Tourbooker Pauls Mission, uns in den jeweiligen Regionen die typische Küche zu präsentieren: es gab ein leckeres Nudelgericht mit Seitan und einer Art Tofu, den keiner von uns bisher so kannte.
Heute geht es weiter in der Region Hunan, die für ihre Schärfe bekannt ist. Yeah.

Tag 5 / Zugfahrt nach Shenzhen

14.15 Uhr: Wir sitzen seit ner guten Stunde im Hochgeschwindigkeitszug ins 1.000 Kilometer entfernte Shenzhen, dem Apple-Hauptproduktionsort. Ronnys gebrauchter Lonely Planet von 2005 gibt die Einwohnerzahl noch mit 750.000 an, inzwischen wohnen dort aber 13 Millionen (!!!!!) Menschen. Allein die Vorstellung, was das mit Umwelt, Land und Leuten macht, ist total irre…

Das Konzert gestern war super, obwohl wir bei Ankunft im schicken, aber viel zu groß wirkenden 46 Live Club eher skeptisch waren, dass wir auf so einer großen Bühne vor nicht so viel Publikum überhaupt was reißen können. Voll wurde es auch nicht, aber schon bei den beiden anderen Bands war gute Stimmung: Last Choice machten gut angepissten, rockigen Hardcore-Punk und die chinesische NYHC-Band YCL in perfektem Outfit logischerweise NYHC aber mit chinesischen Texten. Wir hatten Spaß auf der Bühne und die Chinesen davor auch. Nachdem uns nach dem ersten Song ein freundliches “Fick Dich” (in deutsch) zugerufen wurde, war das Eis sowieso gebrochen. Alkohol und weitere legale Drogen (z.b. das hier sehr beliebte Kauen von Samenhülsen einer bestimmten Palmenart) taten bei Teilen von Band und Publikum ihr Übriges.

Im Gegensatz zum Tag vorher in Shanghai waren wir auch die einzigen Nicht-Chinesen und wir haben alle langsam das Gefühl wirklich in China angekommen zu sein und nicht in mondänen Metropolen wie Peking oder eben Shanghai.
Das zeigte sich am heutigen Vormittag beim Spaziergang durch Changsha, wo wir als “Langnasen”, wie die West-Ausländer genannt werden, deutlich auffielen und gemustert wurden.

Das Essen gestern war super. Tofu, Aubergine, Blumenkohl und irgendwas “Grasiges”, jeweils mit massig Chili und Knoblauch. Dazu gabs zum ersten Mal hier Reis. Und nach dem Konzert hatte noch ein kleiner Grillstand mit allerlei Spießchen aufgebaut. Auch alles scharf und lecker. Landschaftlich ist es hier im Landesinneren übrigens deutlich hübscher als an der Ostküste: sehr grün, sehr hügelig und dazwischen einige Häuschen und viele geschwungene Felder, ein guter Teil davon mit Wasser geflutete Reisfelder.