In einem offenen Brief wenden sich zahlreiche Kulturschaffende als Reaktion auf die Bundestagsabstimmung an Friedrich Merz, sowie die Abgeordneten von Union, FDP und BSW und fordern eine klare Abgrenzung von der AfD: “Sie alle haben so oft gesagt: ‘Nie wieder ist jetzt!’ So oft haben Sie gesagt: ‘Die Brandmauer steht.’ Doch nein, Sie sind es nicht, die sie stützen, Sie destabilisieren Sie auf dramatische Weise und wir stellen fest: Wir, die Zivilgesellschaft dieses Landes, müssen nun diese Brandmauer sein und Sie an Ihre Versprechen erinnern”, heißt es in dem Schreiben mit dem Titel “Zum Fall der Brandmauer – gegen jede Zusammenarbeit mit der AfD”, das die deutsche Vogue veröffentlichte.
Der offene Brief wurde von den Schauspieler:innen Luisa-Céline Gaffron und Jonathan Berlin verfasst und kann hunderte Unterschriften von Kulturschaffenden vorweisen: Neben zahlreichen Schauspieler:innen und Moderator:innen wie Karoline Herfurth, Bjarne Mädel, Daniel Brühl, Joko Winterscheidt oder Klaas Heufer-Umlauf, zählen auch zahlreiche Musiker:innen zu den Unterzeichnenden, darunter etwa Bela B (Die Ärzte), Donots-Frontmann Ingo Knollmann, Johannes Oerding, Clemens Rehbein von Milky Chance, Indie-Künstler Bonaparte oder Enno Bunger. Eine Liste aller Unterzeichnenden kann ebenfalls auf der Seite der deutschen Vogue gefunden werden.
“Wenn die Brandmauer fallen gelassen wird, müssen wir die Brandmauer sein. In dieser so dramatischen Situation, die viele lähmt, ist es wichtig, sich klarzumachen, dass nach wie vor jede:r von uns einen essenziellen Teil beitragen kann, um unsere Demokratie gegen faschistische Kräfte zu verteidigen”, so Gaffron und Berlin. In dem Brief heißt es weiter: “Dieser Pakt mit der AfD bedeutet einen historischen Tabubruch. Menschen Asyl zu gewähren, ist ein in der Verfassung verankertes Grundrecht und darin auch eine der zentralen Lehren aus den Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Union ist bereit, diese Rechte mit den ideologischen Erben der Täter zu beschließen und mit dem historischen Konsens des ‘Nie wieder’ zu brechen. In der Woche des Holocaustgedenktages.”
Dabei wird gefordert, dass sich die Abgeordneten der Abstimmung am heutigen Freitag enthalten, oder dagegen stimmen. Weiter wird die aktuelle Aufspaltung der Gesellschaft kritisiert: “Wir verurteilen zudem die Form der Spaltung und Hetze, die durch den aktuellen rassistischen, antisemitischen, diversitäts- und klimafeindlichen Diskurs geschürt wird und einem Abdriften der Gesellschaft ins rechte Spektrum zuspielt. Geschichte wiederholt sich und wir schauen dieses Mal nicht weg.” Weiter wird auch die Bevölkerung dazu aufgerufen, aktiv zu werden, und etwa E-Mails an Abgeordnete zu schreiben und an einer der zahlreichen angekündigten Demos gegen Rechts teilzunehmen.
Am Mittwoch wurde erstmals einem Antrag im Bundestag mithilfe von Stimmen der AfD zu einer Mehrheit verholfen. Der Gesetzentwurf der Union enthält Regelungen zur Zurückweisung von Asylsuchenden an den deutschen Grenzen, neben der AfD stimmten auch die FDP und das BSW zu.