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Ohne viel Geschrei

Ohne viel Geschrei
Auch der Livebericht zu Fireside und ihren Gästen musste leider in letzter Minute wieder aus den Happenings der Juniausgabe gestrichen werden. Platz ist manchmal halt ein kostbares Gut, das zum Glück auf unserer Homepage keiner Limitierung unterworfen ist.

Fireside / Calla / De Stijl

02.05.03, Hamburg, Molotow, ca. 250 Besucher

Großes Herumgelunger vor dem Molotow. Es geht ein lauer Wind, die Reeperbahn leuchtet, das Bier läuft und fast alle verpassen De Stijl, die sich extra in Matrosen-Anzüge gezwängt haben, um ihren Hives-beeinflussten Gossen-Rock mit der nötigen optischen und musikalischen Dringlichkeit vorzutragen. Das klappt ganz gut, nur hört kaum jemand zu. Draußen ist es warm und drinnen, im Kellerklub, schon jetzt erstickungsfördernd muffig. Dummerweise sind die Herren von Calla auf der Suche nach den Spuren der Beatles irgendwo in Richtung Grosse Freiheit verloren gegangen. Wir warten. Das lohnt sich. Calla klingen ungefähr wie die valiuminösen Brüder von Interpol, also sehr getragen, sehr dunkel und herzstechend. Sollte ihr jüngstes Album “Televise” ein wenig untergegangen sein? Schande über alle. Und noch ein Bier. Und dann Fireside: Wumms! Sie beginnen mit zwei Prä-“Elite”-Stücken, also einem Post-Hardcore-Brettchen. Die Wand steht, der Pegel steigt, aber die Stimmung ist lau. Sänger Kristofer Aström schaut mit traurigen Augen aus seinem latent zugewucherten Antlitz. Bassist Frans Johansson motzt nuschelnd über die handtuchgroßen Backstage-Räumlichkeiten des Molotow. Doch “Backwards Over Germany” und “All You Had” reißen etwaige Bedenken mit sich. Die Stücke des neuen Albums knallen am befreiendsten und sind gar nicht so weit weg vom “Uomini D’Onore”-Material, wie der Live-Vergleich beweist, der sich aufdrängt, da Fireside den Spagat wagen zwischen vertrackten Wuchtbrummen der frühen Tage, mäandernden Klang-Kaskaden der “Elite”-Phase und den umwerfenden Lederjacken-Hymnen von “Get Shot”. Vielleicht ist das alles zu viel oder die Band zu kühl oder das Bier zu warm – wahre Euphorie kommt nicht auf. “Wir fanden’s großartig”, sagt Aström später. “Bei unseren Konzerten schreien die Leute nie sonderlich laut.”

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