“F U C K” stand in großen Lettern aus Klebeband auf seinem Gitarreneffektbrett. Vielleicht war das Ausdruck für die Attitüde die Jason Rosenthal dem Leben entgegen brachte. Zusammen mit Gitarrist Lou Fontana, Bassist Tom Orza und Schlagzeuger Chris Enriquez gründete er 1998 die Band On The Might Of Princes. Sechs Jahre und drei Alben lang hielt die Allianz. Das Vermächtnis “Sirens”, erschienen 2003 auf Revelation, gilt als Meilenstein zwischen Postcore und Screamo. Ein Album, das zerrissen wie verbissen ist, fragil und brachial zugleich, komplex, schroff, atonal und dann doch wieder herzzerreißend melodisch. Ein Album, das klingt, als würde es Rosenthal die letzte Kraft rauben.
Im Frühjahr 2004 ging die Band aus Long Island mit “Sirens” auf Europatour. Die Clubs waren klein. Ein Raum im Nachbarhaus des Oberhausener Zentrum Altenberg wurde Zeuge eines wahnsinnigen Auftritts der Band. Ebenerdig, ohne Bühne – so wie Hardcore oder eben Screamo gespielt werden musste: auf Augenhöhe mit dem Publikum, das ob all der dargebotenen Intensität einen Sicherheitsabstand wahrte.
On The Might Of Princes spielten sogar auf einer VISIONS-Party, eine, die wir 2004 im Potsdamer Waschhaus veranstalteten. Die Bands hätten kaum unterschiedlicher sein können. Headliner war Olli Schulz, sein Support diese chaotische Band, angeführt von diesem kleinen, rothaarigen Männlein. Jason Rosenthal war tatsächlich so dürr, dass man um ihn bangen musste, dass seine Gitarre ihm beim Spielen die Arme ausreißt.
Olli Schulz hatte damals diesen Hit. Er war der “Mensch der Woche” laut einer Lokalzeitung. Daraus machte er einen Song, den “Human Of The Week”. Den Background dafür stellten ihm On The Might Of Princes. Ein surreales Bild wie der große, grobe Schulz da oben auf der Bühne neben dem zierlichen Rosenthal stand.
Rosenthal war freundlich, in seinem Gesicht prangte meist ein breites Grinsen. Aber es brauchte nur ein wenig Zeit mit ihm, um zu begreifen, dass es in Rosenthal brodelte. Er wollte das Leben spüren, es in vollen Zügen genießen. Die VISIONS-Party-Crew von damals wundert sich noch heute wie viel Alkohol in diesem kleinen Körper verschwand.
Die Party endete am frühen Morgen. Band und Crew waren zurück im Hotel. Beim Blick aus dem Fenster in die Morgensonne sahen wir ihn: Rosenthal stand mit engem T-Shirt und riesig wirkender Boxershorts besoffen und glücklich auf dem Flachdach des Hotels im Potsdamer Zentrum. Er winkte hoch zu uns, strahlte und genehmigte sich noch einen Whiskey aus einem kleinen Fläschen aus der Hotelbar. Nach dieser Europatour lösten sich On The Might Of Princes auf.
Ende 2006 und im August 2008 gab es noch zwei kurze Reunions. Am 11. Oktober 2012 spielten sie ihr letztes Konzert beim 25. Geburtstag von Revelation im Irving Plaza. Rosenthal verfolgte in den vergangenen Jahren unterschiedliche Projekte. Sie werden unvollendet bleiben.
Warum Rosenthal in der Montagnacht vom 12. auf den 13. August verstorben ist, ist noch unklar.
Hier ist das offizielle Statement der Band von Bassist Tom Orza:
“It is with insane sadness that i have to write and say that Jason Rosenthal,
singer/guitarist for On the Might of Princes, passed away last night. I don’t know what to
say. Of course he and I have had many differences, but at the heart of what we did and what
we shared, is an overwhelming amount of passion for the beauty and struggle of a long on/off friendship and trying to keep a sinking musical ship afloat. He gave so much of himself through his music, and touched so many hearts… helping us along through our hardships and loves. I’m not going to post any particular song right now, but encourage you to find the song that hit with you the most, and blast the fucking shit out of it. Goodbyes like this are not good, but the flame unique people like him leave behind will warm us until we join him somewhere. Be strong and hug the people you love everyday.
With love and never forgotten feedback”
-Tommy