Möglich, dass auch die neue Entschuldigung, die Phil Anselmo auf seiner offiziellen Webseite veröffentlichte, nur der Versuch des Musikers ist, den Schaden zu begrenzen, den er mit seinem Hitlergruß und “White Power”-Ruf auf offener Bühne angerichtet hatte.
Der Ton des Schreibens ist allerdings maximal demütig: “Jeder Bewohner dieser Welt hat das unveräußerliche Recht, in Würde und Respekt zu leben, ohne Hass und Unterdrückung”, beginnt Anselmo beinahe staatstragend. “Und das meine ich von ganzem zerschmetterten, und dennoch schuldigen Herzen.” Auch im Folgenden präsentiert sich Anselmo als geläuterter Sünder: “Es ist allgemein bekannt, dass man entweder aus seinen Fehlern lernen kann, oder auf einem Pfad der Gefühllosigkeit und Zerstörung weitergeht. Ich bin absolut verantwortlich für die Fehler, die ich gemacht habe, und kann euch nur mein Wort geben, sie in der Gegenwart nicht mehr zu wiederholen, durch TATEN, nicht nur durch Worte.”
Weiterhin erklärte er, er habe niemals den anderen Mitgliedern seiner Bands schaden wollen. “Meine Bandmitglieder spüren nun die Konsequenzen meines Verhaltens” – das niederländische Fortarock Festival hatte seine Band Down nach Anselmos Fehltritt vom Line-up gestrichen – “und hiermit möchte ich mich bei ihnen ebenfalls öffentlich entschuldigen. Niemals würde ich sie mit mir nach unten ziehen wollen, und ich habe ihnen privat nahegelegt, ohne mich weiterzumachen.” Damit könnte sowohl die Zukunft von Down, als auch von Superjoint Ritual, deren Mitglied Anselmo ebenfalls ist, in Frage stehen.
Anselmo sprach auch an, was viele Beobachter anhand des Videos und der Drogen- und Alkoholvergangenheit des Sängers bereits formuliert hatten: Er müsse seinen Alkoholkonsum ändern. “Meine größte Schwäche ist es, dass ich zu viel Alkohol trinke und dann verabscheuungswürdige, ignorante Dinge herausblöke, die des menschlichen Geistes nicht würdig sind. Ich werde mich diesem Problem stellen, ohne wenn und aber.”
Anselmo sagte noch einmal, wie sehr es ihm Leid tue, andere mit seinem Handeln verletzt zu haben, und dass die Kritik, die er deswegen erfahre, völlig gerechtfertigt sei. Er hoffe, dass man ihm mit der Zeit verzeihen werde. “Aus tiefstem Herzen und vollkommen aufrichtig sage ich noch einmal, dass es mir der Schmerz sehr leid tut, den ich verursacht habe.”
Anselmo hatte den Vorfall ursprünglich heruntergespielt und als Insider-Scherz abgetan, dann aber eine Video-Entschuldigung veröffentlicht. Die hatten ihm manche Kritiker jedoch nicht abgenommen, weil Anselmo keine wirkliche Einsicht zeige, sondern ihm nur die Situation mit dem vielen Gegenwind leid tue. Zahlreiche Musikerkollegen, Fans und Pressevertreter hatten Anselmo wegen seines Auftretens kritisiert. Scott Ian von Anthrax hatte Anselmo nach der ersten Entschuldigung empfohlen, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen, in Form einer Spende an eine Anti-Rassismus-Organisation.