“The only way is Essex/ Because London’s too expensive”, rappt Rat Boy-Chef Jordan Cardy in der neuen Single “Suburbia Calling”. Nach zwei Jahren ist es die erste neue Single der Band.
Ob man die Region Essex wirklich als Vorstadt von London bezeichnen mag, ist jedem Hörenden selbst überlassen, auf jeden Fall zelebrieren Rat Boy die Rückkehr in ihre Heimat. Cardy selbst sagt über den Song: “Dies ist ein Liebesbrief an die Vorstadt. Sie hat uns gemacht und geformt. Es ist gut, zurück zu sein.”
Schon als Cardy Rat Boy noch als reines Soloprojekt betrieb, wagte er sich an die Kombination aus verschiedenen Genres, vor allem einem Mix aus Punk, HipHop und Reggae. Als Rat Boy sich schließlich zu einer Band entwickelt hatten, blieb diese Experimentierfreude. Von Indierock und Indiepop auf ihrem Debütalbum “Scum” (2017) ging es 2019 auf “Internationally Unknown” stärker in Richtung Punk. Für ihr zweites Album haben sie sogar mit Hellcat-Chef Tim Armstrong (u.a. Rancid), Epitaph-Chef Brett Gurewitz (Bad Religion) oder den Interrupters zusammen gearbeitet oder getourt. Auf Anraten von Armstrong ging es 2022 als gleichberechtigtes Trio Lowlife mit ihrem Debüt “Payday” weiter, bevor es nun offenbar wieder als Rat Boy weiter geht.
Doch mit “Suburbia Calling” geht es nicht nur textlich zurück nach Essex: Der abgedrehte Indiepop mit ein paar elektronischen Akzenten erinnert sogar an frühe Blur, die ebenfalls aus Essex stammen. Als Produzent ist statt Armstrong für die neue Single Stephen Street (u.a. Blur, The Smiths, Kaiser Chiefs) mit dabei.
Gemeinsamkeiten mit Punk-Songs wie “I Just Wanna Skate” sind höchstens nur noch im Text zu finden: Auf “Suburbia Calling” bringen Rat Boy zwar die Hymne für und auf Essex, doch auch die gelobte Vorstadt hat ihre Schattenseiten. So heißt es in der zweiten Strophe: “Once you’re in you can’t go back/ Twitching shutters in the kitchen/ So just act like nice and normal/ Or it’s your name they’ll be whispering”. Diese Aussage in Kombination mit den Zeilen “Pack your bags suburbia is calling/ That London life you can’t afford no more” stellt eher die Frage, inwiefern die Rückkehr nach Essex – und im übertragenen Sinne zurück zum Indiepop -freiwillig passiert.