Natürlich bedeutet die Liste unten nicht, dass ihr die Auftritte von so hervorragenden Künstlern wie Ebbot Lundberg & The Indigo Children, Ef, Get Well Soon, Wintersleep, De Staat oder The Hirsch Effekt links liegen lassen sollt – nur kennt ihr diese Musiker ohnehin schon (längst), wenn ihr regelmäßig bei uns vorbeischaut. Genauso empfehlen wir euch dringend die Konzerte von Blaudzun, Okta Logue und Fjørt, die am Freitagabend im Gruenspan beim VISIONS-Abend auftreten, die aber ebenfalls alle ihren Platz im Musikgeschäft gefunden haben.
Wie ihr auch noch kurzfristig an Tickets für das Festival kommt, erfahrt ihr auf der offiziellen Webseite des Reeperbahn Festivals. Vor Ort berichtet das VISIONS-Team übrigens live für euch – schaut auf Facebook, Twitter und Instagram bei uns vorbei, um nichts zu verpassen.
Hier nun die zehn Künstler, die ihr vielleicht noch nicht kennt und die ihr euch beim Reeperbahn Festival 2016 unbedingt ansehen solltet:
01. Pup
Schon mit ihrem Debütalbum markierten die kanadischen Garage-Punks 2014 ihr Revier, mit dem kürzlich erschienenen, für den renommierten Polaris Music Prize nominierten Zweitwerk “The Dream Is Over” ist der große Durchbruch überfällig – weil bei Pup der scheppernde Garage-Punk von The Dirty Nil auf die hymnischen Melodien von Weezer trifft.
02. Pinegrove
Bei Pinegrove gibt es nicht nur wegen der wild durchwechselnden Bandmitglieder einiges zu zu verarbeiten: Das im Kern vor allem aus Songwriter Evan Stephens Hall bestehende Kollektiv aus New Jersey, das schon 2012 sein erstes Album “Meridian” veröffentlichte, aber gerade erst mit seinem Anfang des Jahres erschienenen Run-For-Cover-Debüt “Cardinal” so richtig durchstartet, spielt eine verführerische Mischung aus sommerlichem Emo und Indie, am Großmeister Bruce Springsteen geschultem Heartland Rock und Country-Sehnsucht – und erzeugt gerade live immer wieder Momente, die einem die Euphorie im Nacken hochkriechen lassen.
03. Moose Blood
Irgendwo zwischen Jimmy Eat World und Brand New landen die Briten mit ihrem wehmütigen Herzensbrecher-Emorock. Und wenn hier die Gefühle zur Hymne hochkochen, passiert dem Quartett auch gern mal ein bisschen Punkrock. Moose Bloods Debütalbum “I’ll Keep You In Mind, From Time To Time” von 2014 war eigentlich kaum noch zu verbessern, die neue Platte “Blush” legt trotzdem irgendwie noch ein ein paar Freudentränen drauf.
04. Gurr
Auf der aktuellen Jimmy-Eat-World-Tour dürften einige Zuschauer nicht schlecht geguckt haben: Wer sind diese Berliner, die mit ihrem lässigen Garage-Rock die Menge aufmischen? Gurr haben sich mit ihrer ersten EP und prestigeträchtigen Supportshows die Liebe des Underground erspielt, demnächst erscheint nun ihr Debütalbum “In My Head” dessen Vorabsong “Walnuts” verströmt dank besserer Produktion auch Indierock und Postpunk – und gewinnt in seiner deutschen Version zusätzlich an Charme.
05. Yak
Den Sex haben Yak um Frontmann Oli Burslem von Mick Jagger und seinen Stones, das Schnodderige von den Libertines, den Garagen-Blues von Jack White – dessen Label Third Man Records auch das Debüt “Alas Salvation” veröffentlicht hat – und die scheppernde Hyperventilation von Bands wie Japandroids. Hier kommt die Urschrei-Therapie für englische Slack-Rocker und nachgeboren Garage-Jünger gleichermaßen.
06. Rideau
Wer sich noch mit Freude an die gnadenlosen Shows der Niederländer John Coffey auf dem Reeperbahn Festival erinnert, findet ihr die eine Band gleichen Zuschnitts: Die Schweden Rideau spielen ihren Hardcore mit wenig Post- und viel Rock’n’Roll, schwedischer Rotz trifft auf niederländischen Groove trifft auf US-Härte. In einer Welt ohne die frühen Hellacopters sind Rideau ein sehr dankbarer Ersatz, wenn mal wieder vor der Bühne geschwitzt werden muss.
07. Odd Couple
Sänger und Gitarrist Jascha Kreft und sein Schlagzeuger Tammo Dehn sind nicht nur mit ihrem Garage-Psych-Duo Odd Couple gemeinsam aktiv: Bei Suns Of Thyme spüren sie verträumtem 70s-Rock nach. Bei Odd Couple klingt das alles ein bisschen zackiger und krachiger, also etwa so, als würden die Black Keys auf frühe Tame Impala treffen. Dass das Debütalbum “It’s A Pressure To Meet You” nicht direkt den großen Hype bescherte, hat die Band mit einer noch etwas fuzzigeren neuen Single quittiert.
08. Die Negation
Frag nicht nach Sonnenschein: Die Negation macht den beteiligten Musikern, die sonst unter anderem bei Heaven Shall Burn und Zero Mentality spielen, bestimmt Spaß. Man hört das aber nicht unbedingt: Die Gitarre hat neben den dissonanten Riffs und der trockenen Härte nur noch Platz für etwas Motörhead-mäßigen Rock’n’Roll-Drive, der giftig-keifende deutschsprachige Gesang, der an Posthardcore-Bands wie Fjørt erinnert, betont die Aggression. Ein marschierendes Biest zwischen Metal und Hardcore.
09. Van Holzen
Hat da jemand Royal Blood gesagt? Wenn es bei Van Holzen kracht, dann meistens so ähnlich wie bei dem britischen Power-Duo. Zwischen den bluesigen Breitwand-Alternative-Rock platziert die junge Band aber einen nachdenklichen Gesang, wie er auch Posthardcore-Bands wie Heisskalt über die Lippen kommen könnte. Eine erste EP gibt schon eine Ahnung davon, wie groß diese Band bereits ist – und noch werden könnte.
10. Yung
Die Art spätsommerlich ausgewaschenen Shoegaze-Indierock, wie ihn Yung spielen, würde man nicht unbedingt direkt dem kühlen Dänemark zuordnen. Die Leidenschaft muss sich hier immer ein bisschen durch einen melancholischen Gitarrenvorhang kämpfen – und erwischt einen mit klugen, hintersinnigen Zeilen dann doch noch von hinten. Dass das Quartett um den gerade 22-jährigen Mikkel Holm Silkjær im Frühjahr schon sein zweites Album veröffentlicht hat, wirkt im Licht der runden, ausgearbeiteten Songs ebenfalls erstaunlich.
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