Der Tod von Adam Yauch hängt noch immer wie eine schwarze Wolke über dem Rock’n’Roll-Betrieb. Mehrere Bands widmen ihre Auftritte am ersten Tag von Rock am Ring dem kürzlich verstorbenen Beastie Boys-MC, und die Freitags-Headliner Linkin Park covern sogar einen Song seiner Band: Gegen Ende ihres Sets spielen sie sich durch “Sabotage” und setzen damit einen Kontrapunkt zu ihrem New-Metal-Perfektionismus, der begeistert aufgenommen wird. Linkin Park haben sich als Festival-Schwergewicht etabliert; ihr Auftritt zeigt, dass sie mittlerweile gleichberechtigt neben klassischen Headlinern wie Metallica stehen.
Soundgarden müssen sich in solche Sphären erst wieder vorspielen: Ihr Auftritt direkt vor Linkin Park ist die erste deutsche Festival-Show der Grunge-Mitbegründer seit mehr als 15 Jahren und besteht erwartungsgemäß fast ausschließlich aus alten Hits. Die spielen Soundgarden routiniert und zur Zufriedenheit aller Anwesenden – kaum ein Song wird am Rock-am-Ring-Freitag so begeistert zurückbegrüßt wie “Black Hole Sun”.
Unerwartete Grunge-Bezüge gibt es vorher schon bei Gossip: Die US-Garagenpunks um Beth Ditto, aus denen längst eine der größten Popgruppen der Gegenwart geworden ist, spielen ihren größten Hit “Standing In The Way Of Control” in einer Mash-up-Version, aus der nach der ersten Strophe Nirvanas “Smells Like Teen Spirit” wird. Ditto ist nicht nur deshalb der Star des ersten Tages; nach standesgemäßem Vorglühen bei Whiskey und einer Runde Billard mit Kasabian singt und schreit sie sich die Seele aus dem Leib, begrüßt das Publikum abwechselnd mit “We are Motörhead” oder “We are Linkin Park” und erklärt sich außerdem zur neuen Lady Gaga, nachdem sie sich für einen Song in praktische Warmhaltefolie eingewickelt hatte.
Auf der Alternastage ist am Freitag Harte-Menschen-Tag: Mit Lamb Of God, Killswitch Engage, Anthrax, Trivium oder Machine Head gibt eine Metal-Band der nächsten die Instrumente in die Hand. Das Publikum wird wahlweise als “motherfuckers” oder “pussies” angesprochen, und Lamb Of God klären darüber auf, dass eine standesgemäße Begrüßung in ihren Kreisen durch zwei ausgestreckte Mittelfinger erfolgt.
Steel Panther sorgen zwischen den tief liegenden Gitarren und Double-Bass-Gewittern für Auflockerung: Als Mischung aus The Darkness, Bon Jovi und Schulmädchenreport 11 spielen sie absurd-unterhaltsamen Hair Metal und Sleaze Rock und zeigen anschließend auch bei der Autogrammstunde am VISIONS-Stand Standvermögen. Geduldig signieren sie Poster, Zettel und Körperteile; mehr Engagement gibt es später nur noch von Trivium, die ihre Autogrammstunde stilecht im Stehen absolvieren.
Heute geht es weiter mit Metallica, dem wohl sehnlichst erwarteten Headliner des Wochenendes, die unter anderem ihr “Black Album” in voller Länge spielen werden. Außerdem freuen wir uns auf britischen “Class of 2005”-Rock von Maximo Park und Peter Doherty, VISIONS-Titelhelden wie The Hives, Tenacious D oder Billy Talent und natürlich die wiedervereinten heimlichen Headliner Refused.
Metallica-Fans sichern sich ihren Platz vor der Hauptbühne.
“Standing In The Way Of Control” – Gossip unterhalten mit Humor und Grunge.
Linkin Parks Chester Bennington.
Marilyn Manson shockrockt die Alternastage.
Wer nicht vor Ort ist, kann per SWR3-Livestream das Geschehen bei Rock am Ring verfolgen.