In einem kurzen Statement wandten sich die Organisatoren von Rock Am Ring an die Fans. “Das ist die Nachricht, auf die alle Rock am Ring Fans warten”, hieß es. “Nach intensiven Durchsuchungen des gesamten Festivalgeländes haben sich die Verdachtsmomente für eine akute Gefährdungslage nicht erhärtet. Die Polizei gab daraufhin grünes Licht für eine Wiederaufnahme der Aufbauarbeiten auf den Bühnen im Hinblick auf die Öffnung des Festivalgeländes.” Das Festivalgelände soll vermutlich um 13.30 Uhr wieder geöffnet werden, das Programm für den Samstag soll wie geplant stattfinden. Die Broilers sind nach ihrem unterbrochenen Auftritt außerdem auf dem Gelände geblieben, sie holen ihr Konzert heute um 19.20 Uhr auf der Volcano Stage nach. Rammstein dagegen werden ihre ausgefallene Headliner-Show aus organisatorischen Gründen nicht nachholen können. Den neuen Spielplan findet ihr auf der offiziellen Webseite.
Um 11 Uhr gaben der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz, die Polizei Koblenz und Veranstalter Marek Lieberberg eine gemeinsame Pressekonferenz zu den genauen Hintergründen der erwähnten terroristischen Bedrohung, die zur Räumung geführt hatte. Laut Wolfgang Fromm, Polizeipräsident Koblenz, habe “eine Person nichtdeutscher Herkunft mit polizeilichen Erkenntnissen im Bereich des Terrorismus Zugang zum engeren Veranstaltungsbereich” gehabt. Zudem seien zwei Backstage-Pässe gefälscht gewesen. Die Polizei habe daraufhin drei Personen – eine davon mit Verbindungen zum islamistischen Milieu – in Hessen festgenommen und deren Wohnungen durchsucht. Ein Verdacht auf einen Terroranschlag erhärtete sich allerdings bis zum Morgen nicht, die Polizei fand kein Anzeichen für einen geplanten Anschlag. Zu der Identität der festgenommenen und mittlerweile wieder entlassenen Verdächtigen wollte die Polizei auf Nachfrage derzeit keine Angaben machen, gegen die Personen werde weiterhin ermittelt.
Lewentz führte aus, der Abbruch am Freitagabend sei notwendig gewesen, weil eine Fortsetzung nach seiner Einschätzung der von der Polizei geschilderten Lage “ein nicht mehr vertretbares Risiko” bedeutet hätte. “Sicherheit der Besucherinnen und besucher steht über allem”, so Lewentz. “Das galt bei einem Länderspiel in Hannover, wo eine Entscheidung des Abbruchs getroffen werden musste. Das galt im letzten Jahr bei einem Radrennen rund um Frankfurt, […] und das kann auch an dieser Stelle nur so gelten.” Er sei froh, dass die Veranstaltung nun doch weitergehen könne.
Marek Lieberberg betonte wie seine Vorredner noch einmal die sehr schnelle und besonnene Reaktion des Publikums, 86.000 Menschen hätten das Gelände in nur 15 Minuten verlassen. “Wir haben hier auch ein Zeichen für unsere Kultur gesetzt”, interpretierte er die Ereignisse als Symbol gegen den islamistisch geprägten Terrorismus. Der Frage, ob die am Freitag abgesagte Show des Headliners Rammstein noch stattfinden werde, wich Lieberberg aus: Man konzentriere sich auf den zweiten Festivaltag, “wir werden sehen, wo wir Möglichkeiten haben, Auftritte nachzuholen.” Falls ausgefallene Bands ins Programm eingefügt würden, würde sich das Programm weiter als geplant in die Nacht erstrecken.
Rock Am Ring war am Freitagabend unterbrochen worden, nachdem die Behörden Hinweise auf eine terroristische Bedrohung hatten. 70.000 Besucher waren nach dem vorzeitig beendeten Set der Broilers aufgefordert worden, das Gelände ruhig zu verlassen und zu ihren Zelten zurückzukehren. Die Räumung verlief schnell und geordnet, viele Fans sangen auf dem Weg vom Festivalgelände Lieder wie “You’ll Never Walk Alone” und “Pure Lust am Leben”.
Veranstalter Marek Lieberberg hatte sich verärgert über die Unterbrechung geäußert. “Wir zahlen den Preis für den Skandal um Anis Amri, das sage ich Ihnen hier an dieser Stelle!”, sagte er unter anderem in einem von mehreren Statements. Die Polizei hatte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu der Art der möglichen terroristischen Bedrohung oder dem Hintergrund geäußert.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte das Festival unter dem Eindruck des Anschlags von Manchester auf ein Popkonzert Rucksäcke und mitgebrachte Getränke auf dem Festivalgelände verboten. Zudem waren 1.200 zusätzliche Polizisten zur Sicherung der Veranstaltung beordert worden.
Schon 2016 musste Rock Am Ring erst unterbrochen und dann vollständig abgebrochen werden – allerdings wegen starker Unwetter und nicht wegen einer terroristischen Bedrohung. Besucher hatten im Nachgang wegen der verkürzten Veranstaltung 40 Prozent des Ticketpresies zurückerhalten.
Facebook-Post & Tweet: Rock Am Ring geht weiter
Wir freuen uns mit euch. Es geht weiter!#rar2017 #rockamring #rar17 pic.twitter.com/rvz9szO9FV
Polizei KO (@Polizei_KO) 3. Juni 2017