Am 10. Februar wurden insgesamt 15 Künstler:innen und Bands als Nominierte für die diesjährige Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame bekannt gegeben. Unter den Nominierten befanden sich zehn Acts, die zum ersten Mal zur Wahl standen. Zusätzlich kehrten fünf bereits zuvor Nominierte wie Oasis, A Tribe Called Quest, Mary J. Blige, Eric B & Rakim und die Dave Matthews Band zurück in den Abstimmungspool.
In einer Folge von “American Idol”, in der auch Gene Simmons von Kiss zu Gast war, wurden gestern dann die aufgenommenen Musiker:innen verkündet: Mary J. Blige, Cher, Dave Matthews Band, Foreigner, Peter Frampton, Kool & The Gang, Ozzy Osbourne und A Tribe Called Quest werden als Künstler:innen aufgenommen. Jimmy Buffett, MC5, Dionne Warwick und Norman Whitfield erhalten den “Musical Excellence Award”. Der “Musical Influence Award” wurde an Alexis Korner, John Mayall und Big Mama Thornton verliehen. Darüber hinaus ist Motown-Managerin Suzanne de Passe die diesjährige Gewinnerin des “Ahmet Ertegün Award” für engagierte Überzeugung und Unterstützung von Künstler:innen und ihrer Musik.
Ozzy Osbourne war bereits durch seine Mitgliedschaft in Black Sabbath in der Rock And Roll Hall Of Fame vertreten, doch seine Frau und Managerin Sharon äußerte dennoch ihren Unmut über seine Nichtberücksichtigung als Solokünstler. Mit seinem nun bekannt gegebenen erneuten Eintritt in die Rock Hall ist er einer von wenigen Künstler:innen mit einer Mehrfach-Auszeichnung.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Seit 1986 werden in der Rock And Roll Hall of Fame in Cleveland, Ohio die größten und einflussreichsten Musiker:innen der internationalen Rock- und Popwelt geehrt. Die Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame ist Künstler:innen erst nach 25 Jahren nach ihrer ersten Veröffentlichung möglich. Das Wahlgremium besteht aus über 1.000 Mitgliedern der Musikindustrie, wobei auch Online-Abstimmungen der Fans als eine einzelne Stimme gelten.
Doch die Rock And Roll Hall Of Fame ist nicht unumstritten: Cher äußerte sich einige Monate vor ihrer Nominierung kritisch und sagte abfällig: “Die Rock Hall kann sich selbst ficken.” Ähnlich scharfe Worte fand Liam Gallagher, nach der Nominierung von Oasis: “Scheiß auf die Rock And Roll Hall of Fame, die ist voll von Arschlöchern!”
Ein Kritikpunkt an der Rock And Roll Hall of Fame ist die Undurchsichtigkeit der Entscheidungsprozesse, so gibt sie keine Details zu den Entscheidungsträger:innen preis, was den Verdacht der Seilschaften verstärkt. Obwohl seit 2012 auch Fans über die Nominierten abstimmen dürfen, bleiben die Hintergründe der Entscheidungen im Dunkeln. So wird nicht bekannt gegeben, wer die 31 Gremiumsmitglieder sind, die jedes Jahr die Kandidat:innen vorschlagen. Die Rock Hall erklärt auch nicht, was die etwa 1.000 “Fachleute” (angeblich zu 90 Prozent Männer) können müssen, die anschließend darüber beraten, wem die Ehre einer Aufnahme zuteilwird.
Foreigner-Sänger Lou Gramm machte einmal deutlich, dass der Ausschluss seiner Band das Ergebnis einer persönlichen Feindseligkeit zwischen dem Rolling-Stone-Gründer Jann Wenner und dem Gitarristen der Band, Mick Jones, sei. Im vergangenen Herbst wurde Wenner jedoch wegen umstrittener Kommentare über schwarze und weibliche Musiker:innen aus dem Vorstand der von ihm mitgegründeten Organisation entfernt. Dieses Jahr wurden Foreigner dann aufgenommen.
Auch die Kriterien für die Aufnahme in die Rock Hall bleiben vage, aber eine auffällige Tendenz zeigt sich, die eng mit einem weiteren Kritikpunkt verbunden ist. Courtney Love brachte 2023 zum Ausdruck, was andere Künstler:innen bereits angesprochen hatten: Die Rock Hall sei ein exklusiver Männerclub, in dem Frauen und People of Colour wenig repräsentiert sind – und das sei kein Zufall. Love bezeichnete die Kanonisierung der Rock Hall als sexistisches Gatekeeping und kritisierte die gezielte Ignoranz und Feindseligkeit. Wenn die Rock Hall nicht bereit sei, die strukturelle Diskriminierung von Künstler:innen in der Musikindustrie anzuerkennen und ihre Beiträge angemessen zu würdigen, so Love, solle sie in ihren Augen “zur Hölle fahren”. Auch der Schriftsteller Ishmael Reed hat ähnliche Gedanken geäußert und hinterfragte, warum so wenig schwarze Künstler:innen die Auszeichnung erhalten, obwohl es um Musikrichtungen geht, die größtenteils von People Of Colour geschaffen wurden.
Wer mehr zu den Kritikpunkten erfahren möchte, kann dies in unserer großen Reportage zur Rock And Roll Hall Of Fame nachlesen. (V+)