Sich nach etlichen Jahren noch mal vorzunehmen, die Gitarre (besser) zu beherrschen, die seit jeher mehr Staub als Finger ertragen musste, fühlt sich fürs Erste – und auf der Couch sitzend – schon mal ganz gut an. Mit 14 hatte ich den Gitarrenunterricht gleich nach der ersten Stunde für immer geschwänzt und das Instrument in der Folge meistens in der Ecke stehen lassen. Auch die zahlreichen (guten) Konzerte und (guten) Platten gaben mir offensichtlich nicht genug Ansporn, den Helden an der Gitarre nachzueifern. Der zweite Versuch lockt mich nun mit spielerischer Herangehensweise und pädagogischen Tricks.
Die Spielekonsole surrt, sie ist an den Fernseher und per USB-Klinke-Kabel an die E-Gitarre angeschlossen. Das Gamepad benötige ich zum Starten und zur Navigation im Spiel, die auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu durchschauen ist. Zumal der Hintergrund meist einen kleinen dreckigen Rock-Club zeigt, aus dem ich mich hoffentlich bald in die großen Stadien spiele. Vorher wartet aber der erste und unumgängliche Schritt auf mich: Gitarre stimmen. Das funktioniert wie mit einem handelsüblichen Stimmgerät. Die zu stimmende Saite wird mir in ihrer eigenen Farbe blinkend auf dem Bildschirm angezeigt. Alles also denkbar einfach. Ich drehe an der Stimmmechanik anfangs trotzdem hin und wieder in die falsche Richtung und muss beim Wechsel von der dritten (d) auf die vierte (g) Saite kurz überlegen, an welchem Knöpfchen es weiter zu drehen gilt. Ich schaffe es bis ganz unten und werde – ganz schön übertrieben – gelobt: “Great Job!” blinkt es auf dem Bildschirm, die Scheinwerfer funkeln. Von Lampenfieber keine Spur.
Dennoch nehme ich den pädagogischen Wink gerne an und mache motiviert weiter, auch wenn das unten an der Gitarre austretende Kabel mich daran hindert, wirklich gemütlich auf der Couch zu sitzen. Die Alternativen – die Gitarre auf Brusthöhe zu halten wie der derbste Mathrock-Frickler oder den Gitarrengurt zu suchen – überzeugen allerdings wenig. Dann lieber weiter schräg aussitzen. Eine richtige E-Gitarre macht sich jedenfalls schon mal besser als die bunten “Guitar Hero”-Plastikkeulen. Auf mich und meine Couch warten Songlisten, Challenges und In-Games. Und vielleicht schaffe ich es ins Recall
“Rocksmith” erscheint am 11. Oktober für PS3 und Xbox 360, später dann noch für den PC. Wer vorher noch selbst Hand anlegen möchte, bekommt auf folgenden Festivals die Chance dazu: Auf dem Wacken Open Air (2. – 4. August) und dem Gamescom Festival (17. – 19. August) wird der Rocksmith-Tourbus zu finden sein.