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Serj Tankian kritisiert Imagine Dragons nach Aserbaidschan-Konzert: »Keine guten Menschen«

Serj Tankian vs. Imagine Dragons

»Keine guten Menschen«
Im vergangenen Jahr hatte Serj Tankian die Poprocker Imagine Dragons dazu aufgefordert, ihr Konzert in Baku aufgrund der politischen Lage abzusagen. Dem kam die Band nicht nach – ein Verhalten, für das Tankian die Band nun erneut kritisiert.
Serj Tankian (Foto: George Tonikian)
Serj Tenkian (Foto: George Tonikian)

In einem Brief an das Management von Imagine Dragons hatte System-Of-A-Down-Frontmann Serj Tankian die Poprocker im letzten Jahr dazu aufgefordert, aufgrund des anhaltenden Konflikts und der humanitären Lage nicht in Aserbaidschan aufzutreten. Eine Antwort erhielt er nicht, woraufhin er seine Nachricht damals über die sozialen Medien publik machte. Ohne Erfolg: Am 2. September traten Imagine Dragons im Olympiastadion in Baku auf. Im Gespräch mit dem britischen Metal Hammer äußerte sich der Sänger nun zu dem Konzert in dem autoritär regierten Land.

„Ich bin kein Richter, der Leuten sagt, wo die auftreten dürfen und wo nicht“, so Tankian. „Aber wenn es eine Regierung gibt, die kurz davor steht, eine ethnische Säuberung durchzuführen… Wenn Aserbaidschan die 120.000 Armenier im Bergkarabach aushungerte und es nicht erlaubte, Lebensmittel oder Medizin dort einzuführen… Wenn ich das als Künstler herausgefunden hätte, hätte ich niemals diese Show spielen können. Aber manche Künstler können es. Und ich weiß nicht, was ich über diese Künstler sagen soll. Ich respektiere sie nicht als Menschen. Scheiß auf ihre Kunst, denn für mich sind das keine guten Menschen“, erklärte Tankian.

Weiter führte der Sänger aus: „Wenn man so blind gegenüber der Gerechtigkeit ist, dass man ein Konzert in einem Land spielt, das ein anderes Land aushungert — rechtswidrig laut dem Internationalen Gerichtshof, laut Amnesty International, laut Human Rights Watch, dann weiß ich nicht, was ich über diese Musiker als Menschen sagen soll. Die Musik ist mir dabei egal. Wenn man ein schlechter Mensch ist, ist mir das egal. So sehe ich das. Ich habe null Respekt für diese Kerle.“

Seit langem macht Tankian auf den Bergkarabachkonflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan aufmerksam, indem er für humanitäre Themen und die Arbeit von Hilfsorganisationen eintritt. So veröffentlichte er vor vier Jahren mit System Of A Down die Charity-Singles „Protect The Land“ und „Genocidal Humanoidz“. Damit hatte die Band ihre persönlichen Differenzen untereinander zumindest für kurze Zeit beigelegt.

Zuletzt hatte er im Zuge seines neuen Buches „Down With The System“ sich zu den „kreativen Differenzen“ innerhalb der Band geäußert und längere Tourneen vorerst für sich ausgeschlossen. Auch bezeichnete er im Interview gegenüber VISIONS seine Band als „Beatles von Armenien“ und sagte zur politischen Lage der Heimat seiner Vorfahren: „Das heutige Armenien ist gleich von zwei Diktaturen bedroht: von Aserbaidschan und von der Türkei. Nicht zu vergessen die Entvölkerung von Bergkarabach, die vom Internationalen Strafgerichtshof praktisch als Kriegsverbrechen eingestuft worden ist. Der Großteil der Welt weiß nichts von diesen Verbrechen. Und ich werde dann gefragt, warum ich ein Aktivist bin.“

Seit 1992 besteht der Konflikt im Südkaukasus. Nach dem Ende der Sowjetunion folgte die Unabhängigkeitserklärung Armeniens und Aserbaidschans, in Zuge, derer beide Staaten das etwa 12.000 Quadratkilometer große Gebiet Bergkarabach für sich in Anspruch genommen haben. Die Mehrheit der heute 150.000 Einwohner Bergkarabachs sind Armenier. Allerdings erkennt das Auswärtige Amt die Region nicht als „Republik Bergkarabach“ bzw. „Republik Arzachan“ an und bezeichnet sie als „von armenischen Streitkräften besetzte Gebieten der Republik Aserbaidschan“.

Mit Unterstützung der Türkei führte Aserbaidschan vor vier Jahren eine gewaltsame Offensive durch und entschied den Konflikt für sich. Aserbaidschan blockierte zwischen Dezember 2022 und Sommer 2023 den einzigen Zugang zur Region, was zu massiven Versorgungsproblemen der Bevölkerung führte. Nach einer weiteren Militäroffensive kündigte die Republik Arzach an, ihr Militär aufzulösen. Wenigen Tage nach der Ankündigung floh ein Großteil der Bevölkerung nach Armenien.

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