Bereits im Juli stand die Namensänderung der Straße im Nordwesten Chicagos, an der sich Steve Albinis Tonstudios befinden, statt. Der “Steve Albini Way” in Chicago wurde nun offiziell eingeweiht. Als Redner:innen waren seine Frau Heather Whinna, seine gute Freundin und Ex-Pixies-Bassistin Kim Deal sowie Toningenieur Greg Norman und der Stadtrat Carlos Ramirez-Rosa vertreten. Letzterer nannte die Einweihung „die am besten besuchte Ehren-Straßen-Einweihung“ in seiner zehnjährigen Amtszeit. Die gesamte Zeremonie wurde live gestreamt und kann im Nachhinein noch angeschaut werden.
Whinna, Deal und Norman waren sichtlich gerührt und hatten mit den Tränen zu kämpfen, als sie Geschichten und Anekdoten zu Albini und die gemeinsame Zeit in seinem legendären Chicagoer Tonstudio „Electrical Audio“ erzählten. Deal, die mit Albini schon seit den 90ern für die Pixies und Breeders zusammenarbeitete, war für Albini und seine Frau Heather „in etwa sowas wie eine Vergrößerung der Familie“, so Albini in 2011. Sie beschrieb ihn als einen Menschen, der auch seine Fehler hatte „Er würde sich in zwei Sätzen widersprechen“, aber hob im Folgenden seine Stärken hervor: „In seinem Inneren verstand er den Wert eines jeden Menschen. Na ja, nicht von jeder Person. Wenn du ein Bully warst, dann konnte er dich kein bisschen leiden.“
Kim Deal über Steve Albini
Deal hat erst vor kurzem ihr erstes Solo-Album „Nobody Loves You More“ herausgebracht, an welchem Albini, vor seinem plötzlichen Tod im Mai, noch maßgeblich beteiligt war. Sie nahmen acht der elf Songs gemeinsam auf. Laut Deal sei Albini ein Mensch gewesen, der sich für die Underdogs einsetzte: „Er mochte die ‚Gewinner‘ nicht wirklich. Ich glaube, er mochte eher Leute mit einer guten Dosis von wenig Selbstvertrauen.“ In allen Ländern, welche Deal nach seinem Tod für eine Pressetour besucht hatte, habe sie nur Gutes über Albini gehört: „Ich habe viel zugehört und jede Person hat gelacht, als sie mir ihre Albini-Story erzählte.“
Steve Albini schrieb Geschichte mit seinen zeitgemäß experimentellen Produktionstechniken. So produzierte er unzählige Platten für etwa Alt-Rock- und Indie-Größen wie die Pixies, Nirvana und PJ Harvey. VISIONS-Autor Markus Hockenbrink verfasste kurz nach seinem Tod einen Nachruf auf den legendären Toningenieur, Fanzine-Autor, Bandleader, Undergroundgewissen, Berufsquerulanten, Pokerspieler und ewigen Außenseiter.