In dem Interview untermauert Steven Wilson einmal mehr seinen Status als Vordenker des modernen Progrock – obwohl, oder gerade weil er einen ungeschönten, reflektierten Blick auf die Rockmusik der Gegenwart und Vergangenheit wirft. “Progressiv zu sein bedeutet für mich im wahrsten Sinne des Wortes, seine Kunst konstant weiterzuentwickeln”, sagt Wilson zu Beginn. “Ich weiß aber nicht, ob das im Jahr 2016 überhaupt noch möglich ist.” Das Vokabular der Rockmusik sei lange bekannt, wirklich Neues habe es in den vergangenen 20 Jahren kaum gegeben. “Die letzten großen Rock-Innovation sind meiner Meinung nach in den 90ern passiert, die aufkommende DJ-Kultur und die günstige Sampling-Technik haben Pop- und Rockmusik revolutioniert.” Fortschritt im Sinne von völlig neuen Sounds habe er im 21. Jahrhundert nicht mehr wahrgenommen, so Wilson. “Wir haben das Ende einer Ära der Innovation erreicht.”
Wilson referiert im Anschluss noch über eine weitere Definition von Progressive Rock, die sich stärker aus der Interaktion mit anderer moderner Musik ergibt. Außerdem streift er die Geschichte des Progrock (“Manche Leute werden sagen, Progressive Rock entsteht auf Grundlage einer Blaupause, die drei oder vier Bands zwischen 1970 und 1975 entwickelt haben. […] Ich denke, das ist ein bisschen reaktionär.”).
Auch zum Thema Streaming äußerte sich Wilson: “Man hat keine physische Beziehung zu der Musik. Ich persönlich finde das ziemlich hässlich. Aber ich bin eben alt, ich bringe eine gewisse Nostalgie für die Zeit von Vinyl und sogar die der CD mit”, sagte der Musiker.
Das ganze spannende, differenzierte Interview seht ihr unten. Das Video ist Teil der “Into The Machine”-Serie von FreqsTV.
Kürzlich war Steven Wilson im Zuge seiner Deutschland-Tour mit einem David-Bowie-Cover in Erscheinung getreten. Seine aktuelle EP “4 ½” war im vergangenen Monat erschienen.