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Studie: Beschäftigte in Musikbranche werden ein Viertel ihrer Arbeit an KI verlieren

Studie

Beschäftigte in Musikbranche werden ein Viertel ihrer Arbeit an KI verlieren
Einer neuen Studie zufolge werden Musikschaffende in den nächsten vier Jahren wahrscheinlich ein Viertel ihres Einkommens an Künstliche Intelligenz verlieren. Profitieren werden davon wohl nur die Technologieunternehmen, nicht die Urheber:innen.
Bald fast nicht mehr nötig? Menschen im Studio (Stockfoto: Unsplash)
Bald fast nicht mehr nötig? Menschen im Studio (Stockfoto: Unsplash)

Menschen, die in der Musikbranche arbeiten, werden in den nächsten vier Jahren fast ein Viertel ihres Einkommens an Künstliche Intelligenz verlieren. Dies geht aus der ersten globalen Wirtschaftsstudie hervor, die die Auswirkungen von KI auf die menschliche Kreativität untersucht.

Der jährliche Markt für generative KI beläuft sich demnach derzeit auf 3 Mrd. Euro und wird bis 2028 voraussichtlich auf 64 Mrd. Euro ansteigen. Auch Beschäftigte im audiovisuellen Sektor werden womöglich einen Einkommensrückgang von mehr als 20 Prozent durch diese Ausweitung hinnehmen müssen, wenn die Politik nicht eingreift.

Gefahren von KI

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass der KI-Boom zwar die großen Technologieunternehmen bereichern wird, die Rechte und Einkommensmöglichkeiten der Urheber:innen jedoch drastisch eingeschränkt werden. Auch wird in der Studie auf Gefahren von KI hingewiesen: Dazu gehören schrumpfende Arbeitsmöglichkeiten für Urheber:innen und die unerlaubte Nutzung ihrer Werke zum Training generativer KI-Modelle, während KI-generierte Ergebnisse gegenüber von Menschen geschaffenen Werken immer wettbewerbsfähiger werden.

Diese Zahlen und Ergebnisse wurden gestern in Paris von der NGO International Confederation Of Societies Of Authors And Composers (CISAC) präsentiert, die mehr als 5 Millionen Urheber:innen vertritt. Die Studie beruht auf Zahlen und Prognoseannahmen, basierend auf Marktdaten, relevanten Benchmarks und ausführlichen Interviews mit Branchenexpert:innen.

CISAC-Präsident und ehemaliges Abba-Bandmitglied Björn Ulvaeus kommentierte die Ergebnisse wie folgt: “KI hat die Macht, neue und aufregende Möglichkeiten zu erschließen – aber wir müssen akzeptieren, dass generative KI, wenn sie schlecht reguliert ist, auch die Macht hat, den menschlichen Schöpfern, ihren Karrieren und ihrem Lebensunterhalt großen Schaden zuzufügen.”

Er fuhr fort: „Welches dieser beiden Szenarien wird das Ergebnis sein? Das wird zu einem großen Teil von den Entscheidungen der politischen Entscheidungsträger abhängen, die im Rahmen von Gesetzesüberprüfungen getroffen werden, die derzeit weltweit stattfinden.” Weiter sei es von entscheidender Bedeutung, dass Vorschriften von Politik und Urheber:innen richtig gestalten werden, um ihre Rechte zu schützen und “dazu beitragen, ein KI-Umfeld zu entwickeln, das die menschliche Kreativität und Kultur schützt”.

Vorbilder Australien und Neuseeland

Dabei hob Ulvaeus vor allem die australische und die neuseeländische Regierung vor, die weltweit führend bei der Gestaltung von Maßnahmen zum Schutz vor generativen KI seien sollen. “In Australien ist der neue Bericht des Senatsausschusses für KI ermutigend und vielversprechend”, sagte Ulvaeus. “Indem sie einen goldenen Standard in der KI-Politik setzen, der die Rechte der Schöpfer schützt und gleichzeitig eine verantwortungsvolle und innovative technologische Entwicklung fördert, können Australien und Neuseeland sicherstellen, dass KI als Werkzeug dient, um die menschliche Kreativität zu verbessern, anstatt sie zu ersetzen.”

Der australische Senat hatte letzte Woche seine abschließende Untersuchung über die künftigen Auswirkungen der KI veröffentlicht. Zu den Empfehlungen des Berichts gehört die Forderung nach der Einführung einer eigenständigen KI-Gesetzgebung und einem besseren Schutz für die Kreativbranche.

Offene Briefe gegen KI

Seit längerem gehen Kreative wegen des unregulierten Einsatzes von KI auf die Barrikaden: Im April veröffentlichte die Non-Profit-Organisation Artist Rights Alliance einen offenen Brief mit dem Titel “Stop Devaluing Music” (dt. “Stoppt die Entwertung von Musik”), der von mehr als 200 Bands, Musiker:innen und Persönlichkeiten unterzeichnet wurde und sich gegen den “räuberischen” Einsatz von KI in der Musik richtet. Darunter Robert Smith, Mitglieder von Pearl Jam, Greta Van Fleet, Mac DeMarco, R.E.M., Chuck D, Q-Tip, Elvis Costello und auch Popstars wie Billie Eilish, Katy Perry, Nicki Minaj.

Im Oktober gab es weiteren Protest in Form eines offenen Briefes, der von mittlerweile 36.467 Kunstschaffenden unterschrieben wurde. Darin protestieren etwa der The Cure-Chef, Mitglieder von Radiohead, Billy Bragg, Geoff Barrow von Portishead, Björn Ulvaeus, Max Richter, Joe Goddard von Hot Chip und Jason Kay von Jamiroquai gegen die “unlizenzierte Nutzung kreativer Werke für das Training generativer KI”.

Bereits 2023 war das Jahr, in dem KI in der Massenkultur ankam, auch im Rock: Die Beatles ließen John Lennons Gesang freistellen, Spaßvögel die KI Oasis-Songs erfinden, etliche Musikvideos entstanden mithilfe von Systemen mit maschinellem Lernen. Was ist bereits heute Realität? Wohin geht die Reise? Und sind musizierende Menschen noch gefragt, wenn die KI bald alles besser kann? Unsere Beobachtungen und Prognosen lest ihr hier (V+).

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